Schmerzhaft, aber auch schön

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
alocasia Avatar

Von

"Das Haus ist ein Mahnmal, ein Mittelfinger, der in den Himmel ragt und unübersehbar an uns erinnert, an uns und an all die anderen, die keiner sehen wollte." (Pos. 2440)

Sarah Gmuers Debüt ist hart, schonungslos und schmerzhaft, weil es zeigt, was Armut mit Menschen macht. Ich war bis zum Ende des Buches sehr skeptisch, wurde dann aber vollkommen überzeugt. Dazu später mehr.

In "Achtzehnter Stock" verfolgen wir Wanda, eine junge Schauspielerin, die alleinerziehend ist und ein prekäres Leben führt. Sie hört jedoch nicht auf, von einem besseren Leben außerhalb der Platte zu träumen, bis sich ihr eines Tages eine Chance bietet.

Sarah Gmuers Sprache ist unmittelbar, hart und klar. Dadurch wird die Stimmung des Buches gut vermittelt und es macht das Buch sehr lesenswert. Die Figuren sind vielschichtig und gut dargestellt.

Anfangs war ich total von der Geschichte begeistert, wurde dann aber immer kritischer. Man hat Mitleid mit der Protagonistin und es macht einen wütend, wie mit ihr umgegangen wird. Allerdings tritt sie selbst nach unten, verhält sich nicht solidarisch und nutzt andere aus (z.B. eine junge Babysitterin). Sie hält sich "für etwas Besseres", obwohl sie in der gleichen Situation wie die anderen Frauen in ihrem Haus ist, die für ihre Situation genauso wenig können. Aber das Ende hat mich versöhnt. Die Protagonistin macht eine Charakterentwicklung durch und erkennt auch ihre Fehler. Dranbleiben lohnt sich, auch wenn man zwischendurch sehr sauer auf Wanda wird. Am Ende musste ich mir ein paar Tränen abwischen.

Fazit: "Achtzehnter Stock" ist ein schmerzhafter Roman, der einem aber auch viel gibt und aus dem man viel mitnehmen kann. Ich muss das Buch noch etwas verdauen, glaube aber: das war ein Highlight. 5/5 Sterne