Unter die Haut

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elke17 Avatar

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Berliner Plattenbau, 18. Stock. Dort lebt die alleinerziehende Wanda mit ihrer fünfjährigen Tochter Karlie. Und dass sie dort eigentlich nicht hingehört, macht sie gleich am Anfang klar, denn eigentlich ist sie ja Schauspielerin, auch wenn sie bisher nur einen Werbespot für Waschmittel gedreht hat, und wäre in einer Vorstadtvilla wesentlich besser aufgehoben. Sie geht zwar regelmäßig zu Castings, aber es will einfach nicht klappen mit der großen Karriere. Das Leben ist so ungerecht.

Sara Gmuer gelingt es zweifellos, das Setting glaubwürdig zu zeichnen, auch wenn sie dabei bis zum Ellenbogen in die Klischeekiste greift. In der Platte sitzen alle, natürlich außer Wanda, im gleichen Boot. Sie helfen ihr, geben Ratschläge, übernehmen auch mal die Kinderbetreuung. Insbesondere Aylins Mama ist immer für Wanda da, wenn Hilfe gebraucht wird, auch wenn diese der Meinung ist, besser als alle ihrer Nachbarinnen zu sein und sich noch nicht einmal für deren Namen interessiert. Beachtet werden sie nur dann, wenn sie deren Hilfe benötigt.

Ihr merkt es, ich bin kein Fan von Wanda und ihrem Verhalten, das mir zutiefst zuwider ist. Diese gnadenlose Selbstüberschätzung, ihr egoistisches Benehmen und nicht zuletzt die Vernachlässigung ihrer kleinen Tochter, die sie in der Nacht allein in der Wohnung zurücklässt, um mit den Reichen und Schönen Party zu machen, fand ich hochgradig grenzwertig und eigentlich ein Fall für das Jugendamt.

Ja, mir ist dieser Roman unter die Haut gegangen, zumindest das hat die Autorin erreicht, aber gemocht habe ich ihn schon allein wegen der Protagonistin nicht. Wenn das ihr Ziel war, ist er gelungen. Wenn sie uns allerdings mit Lebenswelten konfrontieren wollte, die uns üblicherweise unbekannt sind, wäre eine feinere, weniger klischeehafte Zeichnung des Milieus hilfreich gewesen. Und den märchenhaften Schluss hätte sie sich dann auch gleich sparen können.