Ada

Schwermütiger Nachkriegszeit-Roman mit junger Frau auf Identitätssuche

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ice_flower Avatar

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Ada wird als Frau der sogenannten Nachkriegsgeneration groß. Als Halbjüdin geboren führt sie der Weg zunächst vaterlos nach Buenos Aires und dann wieder zurück nach Berlin, wo sie auch wieder auf ihren Vater trifft. Doch wer ist eigentlich ihr Vater?

Damit beginnt das Grundgerüst des Romans, die Suche nach der eigenen Identität, Herkunft und nach dem Sinn des Lebens für Ada. Christian Berkel hat mit „Ada“ seinen zweiten Roman nach „Der Apfelbaum“ veröffentlicht. Ich hatte bereits vor, seinen ersten Roman zu lesen, nun habe ich mit dem 2. begonnen. Ich weiß nicht, wie elementar die Vorgeschichte aus „Der Apfelbaum“ für die Geschichte rund um Ada ist, für mich ist der Roman in sich abgeschlossen. Insbesondere hatte mich das Cover des Buches angesprochen. Ich stellte mir hinter dem Titel eine starke, junge und unkonventionelle Frau vor, die versucht im Leben anzukommen und dabei vielleicht nicht gerade gewöhnliche Wege geht. Außerdem wirkt sie geheimnisvoll – meine Neugier war geweckt. Leider lässt mich die Geschichte nun etwas zwiegespalten zurück und meine Erwartungen worden nicht wirklich getroffen. Auf der einen Seite ist dort Ada, die auf der Suche nach sich selbst ist und Dinge anders machen will als ihre Eltern, auf der anderen ist sie wiederum voller extremer Selbstzweifel. Dieses Hin und Her schwanken greift aber den Grundtenor des Romans und zeigt auch die sehr fragile Psyche vieler Menschen in der Nachkriegszeit. Allerdings fällt es mir äußerst schwer, Ada überhaupt zu greifen bzw. sie zu begreifen.

Christian Berkel hat dagegen einen ungewöhnlichen und beeindruckenden Schreibstil, der mir sehr gut gefällt. Durch seine Worte schafft er es, die schwermütige Nachkriegszeit bildhaft vor dem Auge auferstehen zu lassen. Immer wieder geht er auch auf das Schweigen der älteren Generation ein, die den Kindern damit auch teilweise den Weg in eine frohere Zukunft verbauen. Es wird nicht viel erklärt in den Familien der damaligen Zeit, jeder hat die Anweisungen hin zu nehmen und keine Fragen zu stellen und die Eltern müssen immer noch ihre Erlebnisse aus den Kriegsjahren verarbeiten. So entsteht auch für Ada eine Art Trauma, sie fühlt sich ungewollt und selbst für den Leser ist die Schwermütigkeit nachvollziehbar und greifbar, quasi immer da. Ich fand das Buch thematisch teilweise so bedrückend aus der Perspektive der Ada, dass ich es zur Seite gelegt habe. Im Roman kommen teilweise auch sehr viele Zeitsprünge vor, die manchmal anstrengend sind, wenn auch gleichzeitig gut für die Erzählstruktur und die Fortsetzung bzw. Ergänzung der Geschichte. Die Einbettung der größten historischen Ereignisse in den 50er und 60er Jahren ist ebenfalls grandios gelungen. Aber nun das größte Manko: Das Ende ist für mich kein Ende. Ich gebe zu, ich hätte viel lieber gelesen, dass Ada ihre Bestimmung im Leben findet, allerdings ist und bleibt alles offen und unabgeschlossen.

Fazit: Grandioser Schriftsteller mit großartigem Schreibstil und interessanter Lebensgeschichte der Ada, hinsichtlich des geschichtlichen Aspektes sehr lehrreich, aber es war mir persönlich zu schwer, es fehlte eine Prise Leichtigkeit und am Ende eine vernünftig abgeschlossene Handlung. Deshalb leider nur eine bedingte Leseempfehlung meinerseits.