Befremdlich

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marcello Avatar

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"Adieu, Sir Merivel" handelt von dem 57-jährigen Sir Robert Merivel, der Arzt ist und seine besten Zeiten ganz offensichtlich hinter sich hat. So lebt er zurückgezogen mit einem altersschwachen Diener und einem auch schon etwas senilen Koch, der somit sämtliche Gerichte in den Sand setzt. Als dann auch noch seine Tochter, der Lichtblick seines Lebens, für 1 1/2 Monate nach Cornwall reisen will, beschließt Sir Merivel an den Hof des Sonnenkönigs zu fahren, doch dort entwickeln sich die Dinge nicht wirklich, wie er sich das vorgestellt hat.
In der Leseprobe bekommt man einen sehr melancholischen Mann kennen, der nach eigenen Aussagen seine Angestellten regelmäßig damit verwirrt, in Tränen auszubrechen. Er weiß nicht mehr wirklich was mit sich anzufangen, macht sich stattdessen Gedanken um seinen alten Diener Will und seinen Koch, der nur noch selten eine gelungene Mahlzeit auf den Tisch bringt. Er weiß die beiden sehr zu schätzen, weiß aber auch, dass beide ihre Aufgaben aus Altersgründen nicht mehr 100% ausführen können. Und dennoch will er sie nicht aus ihren Aufgaben entlassen, denn er hat Angst in Einsamkeit zurückzubleiben. Zudem ist seine Tochter Margaret häufiger bei der Familie aus dem Nachbarsdorf als bei ihm und plötzlich will sie mit dieser Familie auch noch über einen Monat lang nach Cornwall reisen. Da Merivel sich nun noch mehr vor der Einsamkeit fürchtet, beschließt er spontan nach Frankreich zum Sonnenkönig zu fahren.
Mir war die Leseprobe doch sehr befremdlich. Warum Sir Merivel so melancholisch ist, wurde mir schnell klar, aber ich habe es doch als sehr enervierend empfunden, dass daraus seine ironische/sarkatische Sichtweise resultiert. Alles wird versucht humorvoll zu beschreiben und zu erklären, aber bei mir kam der Sinn von Humor nicht wirklich an. Ich habe jetzt wirklich das Gefühl es mit einem Spinner zu tun zu haben, der spontan beschließt zum Sonnenkönig zu fahren. Bei Szenen, wie die mit der Matraze, habe ich innerlich die Augen verdreht, da mir der Humor einfach zu erzwungen scheint. Genrell habe ich überhaupt nichts gegen humoritische Bücher, aber dann brauche ich auch Humor, der natürlich erscheint und sich aus der Situation ergibt. So habe ich es mit einem Protagonisten zu tun (der auch noch aus der Ich-Perspektive beschreibt, somit werde ich das ganze Buch über an seine Gedanken gebunden sein), der von seinen Wesenszügen eigentlich sehr interessant gestaltet ist, der aber auch mit einem Zwang belegt ist, alles humoristisch zu betrachten.
Ich fand die Leseprobe jetzt nicht vollkommen schlecht. Von Grund auf wäre Robert Merivel durchaus ein interessanter Charakter, über dessen Vergangenheit es wahrscheinlich auch noch einiges zu erzählen gibt, doch noch war keine wirkliche Geschichte vorhanden und die Vorstellung es über 400 Seiten mit erzwungenem Humor aushalten zu müssen, erzeugt in mir nicht unbedingt den Wunsch den ganzen Roman zu lesen.