Glanz und Glorie

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Sir Robert Merivel hat bereits einen Großteil seines Lebens hinter sich und in seinen 57-Lebensjahren schon vieles Gutes und Schlechtes erlebt. Viel wird da nicht mehr kommen, befürchtet er zumindest und so sitzt er in schwermütig in seinem Haus und denkt nach und macht sich Sorgen. So kommt es, dass er immer wieder weinend von seinem altersschwachen Diener Will aufgefunden wird. Eines Tages bringt ihm Will ein wiedergefundenes "Notizheft", in dem Sir Merivel vor Jahren begonnen hatte, seine Lebenserinnerungen schriftlich festzuhalten. Das Buch wurde nie vollendet doch nun macht ihm auch noch seine Tochter, die wohl fürchtet, er könne in ihrer 1,5monatigen Abwesenheit wegen einer Reise, ganz und gar in Verzwiflung versinken, den Vorschlag, er solle mit dem Schreiben beginnen, weil das Verfassen eines Werkes eine große Befriedigung für das Leben bedeutet. Auch Sir Merivel befürchtet, dass er es ohne seine Tochter nicht gut in Norfolk aushält und beschliesst nach Frankreich zu reisen, um König Ludwig dem XIV. zu besuchen und einmal Versailles zu sehen...

Die Geschichte wird in der Ich-Form und aus Sicht des Sirs selber geschrieben. Die Sprache ist dem 17.Jahrhundert nachempfunden und unterstützt so den historischen Aspekt der Erzählung. Durch die gewählte Erzählform und durch die häufigen gedanklichen Abschweifungen der Hauptperson beginnt die Leseprobe eher schleppend bzw. gemütlich. So richtig viel erfährt man noch nicht über die einzelnen Charaktere, am meisten wohl noch über den Sir selbst und seinem Diener Will. Mit dem Wunsch Merivels nach Frankreich zu reisen, endet die Leseprobe, bevor richtig klar ist, wann und wie diese Geschichte richtig los geht.

Mir hat die Leseprobe grundsätzlich gefallen, jedoch stellte sich bei mir schnell der Wunsch ein, das "Vorgeplänkel" möge enden und die Geschichte richtig durchstarten. Leider ist dies bis zum Ende der Leseprobe noch nicht wirklich geschehen, der Aufbruch nach Frankreich deutet jedoch wenigstens eine Wendung in dieser Sache an. Sir Merivel und sein Diener (ich nehme an, dies sind die Hauptpersonen), sind mir trotz ihrer Eigenarten durchaus sympathisch und die etwas übertriebene Melancholie des Sirs stört in keiner Weise meine Lust die Leseprobe zu lesen. Allerdings weiß ich noch nicht genau, was genau dieser Roman am Ende sein wird, historische Lebenserinnerungen eines depressiven Arztes, der bessere Zeiten hatte oder eine abendteuerliche Reisebeschreibung eines 57-Jährigen Melancholikers, der nocheinmal einen drauf machen will oder ein Mischmasch aus beidem. Ich kann mir vorstellen, dass es Rose Tremain gelungen ist, ein außergewöhnliches Buch zu schreiben, aber sicher bin ich nicht, denn genau so gut kann diese Geschichte "vor sich hindümpeln". Um dir Frage beantworten zu können, müsste ich es wohl ganz lesen oder die Rezensionen abwarten ![Zwinkernd](/sites/all/libraries/tinymce/jscripts/tiny_mce/plugins/emotions/img/smiley-wink.gif "Zwinkernd"). Von mir an dieser Stelle deshalb aber ersteinmal "nur" drei Sterne.