Leben im 17. Jahrhundert

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buecherfan.wit Avatar

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Rose Tremains Roman "Adieu, Sir Merivel" ist ein historischer Roman. Er spielt in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. In England regiert Charles II., in Frankreich Ludwig XIV. Sir Robert Merivel ist knapp 57 Jahre alt und lebt auf seinem Landgut Bidnold Manor in Norfolk mit seiner geliebten 17jährigen Tochter Margaret, die in Kürze für zwei Monate auf Einladung der Nachbarsfamilie Prideaux in Cornwall sein wird. Zu Beginn der Leseprobe bringt Merivels betagter und gebrechlicher Diener Will ihm ein unvollständiges Manuskript, das er unter der Matratze seines Herrn gefunden hat. Es handelt sich um ein Buch, das Merivel schreiben wollte, ein Vorhaben, das er 15 Jahre zuvor aufgegeben hat. Hier beschreibt Merivel sein Leben in jungen Jahren, von dem seine Tochter nichts wissen soll. Das wiedergefundene Manuskript ist für Merivel der Anlass, erneut über sein Leben und seine gegenwärtigen Lebensumstände nachzudenken. Er hat in seiner Jugend viele Fehler gemacht, die er bitter bereut und ein ausschweifendes Leben geführt. Wegen seiner Dummheiten war er sogar zeitweise am Hof in Ungnade gefallen und musste Bidnold Manor verlassen. In dieser Zeit arbeitete er in einer Irrenanstalt mit seinem Freund John Pearce zusammen, der inzwischen an Schwindsucht verstorben ist. Auf diesen ersten Seiten ist viel von Merivels Melancholie die Rede, die sein ganzes Leben überschattet hat. Er hat Angst vor einem Ende in Einsamkeit und Armut, fürchtet einen Tod durch Gift oder Selbstmord, vor allem aber ein Ende in Bedeutungslosigkeit. Seine Tochter weiß, wie es um ihn steht und schlägt ihm vor, sich noch eine sinnvolle Lebensaufgabe vorzunehmen, zum Beispiel eine Abhandlung zu einem Thema von Bedeutung zu schreiben. Merivel muss sofort an sein unvollendetes Manuskript denken. Er hat dann eine andere, vielleicht bessere Idee: er will während Margarets Abwesenheit an den glanzvollen Hof Ludwigs XIV. reisen.
Schon auf diesen ersten Seiten bekommt der Leser einen guten Eindruck von einer lang zurückliegenden Epoche. Die Autorin wird dem Leser das Leben am französischen Hof näher bringen.
Merivel fungiert als Ich-Erzähler. Auf diese Weise hat der Leser sozusagen aus erster Hand Zugang zu den Gedanken und Gefühlen des Protagonisten. Die Leseprobe liest sich gut und verspricht einen lesenswerten Roman. Immerhin ist Rose Tremain bereits bekannt für meisterhaft geschriebene historische Romane. Mich hat sie längst überzeugt durch den sehr eindrucksvollen Roman "Wie ich sier fand", den Roman The Cupboard und den Band Evangelistas Fächer und andere Erzählungen. Ich bin sehr gespannt auf ihr neuestes Werk.