Alte und neue Zeiten

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Der Roman "Adlergestell" von Laura Laabs fordert etwas Geduld vom Leser, die aber definitiv belohnt wird. Adlergestell ist der Name der knapp 12 Kilometer langen und somit längsten Straße Berlins. Entlang dieser Straße sind die Protagonisten des Romans angesiedelt. Drei Mädchen, eine davon bleibt als die Erzählerin namenlos, die anderen beiden, Lenka und Chaline, sind Freundinnen, die gemeinsam im Nachwendejahr eingeschult werden. Sie leben alle drei längst der Straße, aber in schon sich unterscheidenden familiären Konstellationen. Lenka ist ihrem übellaunigen Vater ausgeliefert, der die Dienste von Chalines Mutter Vanessa in Anspruch nimmt und deren halbkriminellen Sohn ignoriert. Die Erzählerin lebt mit der prinzipientreuen Mutter zusammen, die definitiv keine Faschisten in ihrem Haus duldet. Erzählt wird der Roman aus der Rückschau auf verschiedenen Zeitebenen, was es anfangs etwas schwierig macht, den Faden nicht zu verlieren. Zwischen den einzelnen Kapiteln sind schwarz eingefärbte Seiten, die den Umbruch vom System der DDR auf den Kapitalismus anhand von Werbeanzeigen karikieren. Der Roman endet mit der Bestandsaufnahme, was aus den Haupt- und Nebenfiguren im Nachwendedeutschland geworden ist. Mir hat der Roman gut gefallen, aber ich habe die Zeit erlebt, was den Roman sehr plastisch macht.