Buch über die Verlierer der Übernahme

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ada2011 Avatar

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Wenn ich Laura Laabs richtig verstehe, dann hat die sogenannte Wende jede Menge Verlierer zurückgelassen. Einige konnten sich wenden, andere hadern lebenslang und die meisten passen sich einfach an.
Das Buch erzählt die Wendegeschichte dreier Mädchen, beginnend mit der 1. Klasse irgendwo am Adlergestell in Adlershof. Chaline und Lenka sind Charakterkinder, die Ich-Erzählerin bleibt über die gesamte Geschichte eine Mitläuferin. Alle drei Mädchen muss man nicht unbedingt mögen. Warum die Autorin sich hier drei kaputte Familien herausgesucht hat, kann ich nicht nachvollziehen. Allerdings macht es diese Geschichte so eher glaubhaft. Allerdings brachte Arbeitslosigkeit, die es vorher nicht gab, ziemlich zügig die neue Welt ins Wanken. Das wird sehr gut dargestellt durch die Autorin.
Ich habe die Wende mit 18 Jahren erleben müssen und aus meiner Erinnerung, was meine Klasse bis ins 10. Schuljahr angeht, hatten wir von 18 Mitschülern gerade einmal 2 geschiedene Elternpaare und ein Mädchen mit einem verstorbenen Vater. Scheidungen gingen zwar schneller als heute, aber waren nicht unbedingt Usus.
Aber letztendlich sind alle zu Wort kommenden Protagonisten Verlierer der Wende. Und ja, das kann ich nachvollziehen. Selbst, wenn die wirtschaftlichen Verhältnisse einzelner heute durchaus mehr hergeben, als es im Sozialismus möglich gewesen wäre, blieb jede Menge Zwischenmenschliches auf der Strecke, von der sogenannten Demokratie mal ganz zu schweigen.
Das Buch ist interessant gedruckt. Die schwarzen Seiten mit der großen Schrift erzählen völlig belanglose Impressionen aus der Zeit, wie die Werbung von Jacobs Krönung light und Fairy ultra. An die beschriebenen Werbeszenen kann ich mich noch richtig gut erinnern und der Wiedererkennungseffekt beträgt sicher bei den meisten fast 100%. Und aus heutiger Sicht würde ich diese schöne Scheinwelt ähnlich beschreiben.
Der Schreibstil der Autorin lässt auf noch weitere Bücher hoffen. Ich musste das Buch innerhalb weniger Stunden auslesen, die Geschichten in der Geschichte ließen mich nicht los.