Ein kluges Wende-Porträt

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luise43 Avatar

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Laura Laabs' "Adlergestell" fängt den Zeitgeist des Umbruchs in der ehemaligen DDR meisterhaft ein. Anhand der Schicksale von drei Mädchen – Lenka, Chaline und der namenlosen Erzählerin – entfaltet der Roman ein intelligentes und sehr menschliches Gesellschaftsporträt.

Die Geschichte beginnt in ihrem ersten Schuljahr in einer Eigenheimsiedlung nahe der Berliner Ausfallstraße Adlergestell zur Zeit der Wende. Die unterschiedlichen häuslichen Milieus, das politische Klima, die kollektiven Ängste und die Wut der Erwachsenen sind präzise und unaufgeregt beschrieben.

Erzählt wird in kurzen Kapiteln aus verschiedenen Perspektiven (Kinder, Lehrer, Eltern, Nachbarn). Satirische Rückblicke auf die Werbung und Meldungen dieser Zeit betonen den Einzug des Kapitalismus. Das Buch stellt die Mädchen in den Mittelpunkt, die sich im Aufbruch zwischen den Zeiten nirgends richtig zugehörig fühlen. Ihre Gedanken und Gefühle wirken authentisch und werden beschrieben, nicht bewertet. Ein absolut lesenswertes Buch, das die Unsicherheit und den Neubeginn dieser Ära für jede Generation spürbar macht.