ein unerwartetes Ende

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dielesejule Avatar

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Im Roman „Adlergestell“ erzählt @laura.laabs das Aufwachsen von drei Mädchen – der Ich-Erzählerin, Lenka und Chaline – in Ost-Berlin unmittelbar nach der Wende. Sie wachsen an der großen Berliner Ausfallstraße namens Adlergestell auf, direkt in der Nachwendezeit. Die neue Freiheit überwältigend, entpuppt sich aber bald als Täuschung.

Nach einem durch die drei Mädels verursachten Unfall trennen sich die Wege der Freundinnen und erst später erfährt man, was aus den drei geworden ist: Chaline ist Beauty-Bloggerin, Lenka konvertiert zum Islam und die Erzählerin siedelt sich politisch rechts an.

Obwohl sich die Erzählerin schon früh im Text immer wieder zu Männern hingezogen fühlt, die ein fragwürdiges Verhalten an den Tag legen, hat mich der Schluss doch ziemlich überrascht. Ich hab ihn noch ein paar Mal gelesen, weil ich sicher gehen wollte, ob ich ihr Bekenntnis zum rechten Spektrum der Politik richtig verstanden habe. Habe ich wohl. Irgendwie passt das aber für mich nicht so recht mit dem vorher Gelesenen zusammen.

Ich bin irgendwie beruhigt, dass es auch in der Jury des Bachmannpreises (https://bachmannpreis.orf.at/stories/3311156/) unterschiedliche Reaktionen auf den für mich sehr unvorhersehbaren, aber auch nicht wirklich nachvollziehbaren Schluss der Geschichte gab.

Grundsätzlich stelle ich mir nach dieser Lektüre schon die Frage, wie viel Kontrolle über das eigene Leben bleibt, wenn die Biografien der einzelnen Mädchen in so unterschiedliche Richtungen fortgesetzt werden und wie soziale, historische und emotionale Kräfte ihr Leben beeinflusst haben.

Und ganz ehrlich: die Story des Turntrainers war ja wirklich bodenlos!