Ein vielversprechendes Debüt

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Laura Laabs' Debütroman „Adlergestell“ ist ein leises, brüchiges Buch, und es verlangt von seinen Leser*innen Geduld, Empathie und vor allem: Bereitschaft zum Mitdenken.

Die Handlung setzt Anfang der 90er Jahre ein, spielt aber gleichzeitig in der Gegenwart – über Rückblenden und Erinnerungsfetzen entfaltet sich ein Mosaik aus Kindheit, Freundschaft und dem Auseinanderdriften von Lebenswegen. Der Plot ist dabei weniger linear als assoziativ: kurze Kapitel, Perspektivwechsel, Einschübe in schwarzer Schrift. Anfangs gewöhnungsbedürftig, später aber ein stimmiges Stilmittel, das die Zerrissenheit der Figuren und ihrer Zeit reflektiert.

Was das Buch so besonders macht, ist nicht unbedingt seine Handlung, sondern die literarische Verarbeitung dieser „Schwellenzeit“. Laabs beschreibt keine Heldinnenreise, sondern das leise Scheitern am Erwachsenwerden in einer Welt, die sich über Nacht verändert hat. Ihre Figuren sind kantig, manchmal unzugänglich – aber nie unglaubwürdig. Nicht alle Leser*innen werden sich mit ihnen anfreunden. Müssen sie auch nicht. Denn das Leben ist selten glatt, gerade wenn es aus Brüchen besteht.

Ja, es gibt inhaltliche Schwächen: Einige Nebenfiguren bleiben blass, manche Erinnerungssequenz kratzt eher an der Oberfläche, als dass sie in die Tiefe geht. Und doch ist es gerade dieses Fragmentarische, das so gut zur Thematik passt. Die Wende war kein sauberer Schnitt – sondern ein Flimmern zwischen Alt und Neu, das Laabs mit bemerkenswerter sprachlicher Sensibilität einfängt.