Gute Nachwendegeschichte

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jessi.moe Avatar

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Drei Mädchen vom Stadtrand um 1990 in Ostberlin: Lenka, Chaline und die Erzählerin wachsen Tür an Tür an der großen Ausfallstraße Adlergestell auf. Aufgewachsen mit unterschiedlichen Milieus, finden sie erst Freiheit in der neuen Zeit nach dem Umbruch – doch diese Freiheit hat Grenzen. Die Freundinnen erleben den Übergang vom Jugendleben zur Erwachsenenwelt, während die Vergangenheit ihrer Mütter und Großmütter weiter nachwirkt. 35 Jahre später beginnt die Erzählerin eine Spurensuche: Warum verloren sich die drei Freundinnen? Welche Verbindung besteht zwischen Vergangenheit und Gegenwart?
Laabs wechselt geschickt zwischen Gegenwart und Erinnerungen und setzt kurze Einschübe zu Werbe- und Popkultur der Zeit, um das damalige Lebensgefühl zu verankern. Die Erzählung zeichnet sich durch eine prägnante klare Sprache aus, die dem Wandel eine eindringliche Härte verleiht. Besonders überzeugend ist der Blickwinkel der ostdeutschen Jugend, der eine andere Perspektive auf die bekannten Ost-West-Debatten eröffnet und so eine frische, realistische Coming-of-Age-Geschichte ermöglicht. Dennoch bleibt das Buch in der Gesamtkonstruktion etwas zögerlich: Die Figuren bleiben teils flach skizziert, und manche Wendungen wirken vorhersehbar.
Der Autorin gelingt dennoch eine sensible, sprachlich nuancierte Einführung in die Lebenswelt ostdeutscher Jugendlicher im Umbruch. Für Leserinnen und Leser, die sich für ostdeutsche Geschichte aus jugendlicher Perspektiven interessieren und eine stilistisch solide, realistische Coming-of-Age-Erfahrung schätzen, bietet das Buch gute Unterhaltung.