Kinder einer neuen Welt

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missbibliophile Avatar

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In Laura Laabs "Adlergestell" geht es um drei Mädchen, die während der Wende in die erste Klasse kommen und sich in dieser neuen Welt zurechtfinden müssen. Eingeschoben werden Flash Forwards in die Zukunft der Erzählerin, Kapitel aus der Sicht einiger Nebencharaktere, sowie - visuell auch anders, nämlich mit weißen Buchstaben auf schwarzen Seiten - Transkriptionen von Werbefilmen für Konsumprodukte aus dem Westen.
Das Buch fängt super an und man wird förmlich in die Handlung hineingezogen und findet sich mittendrin in dieser Zeit, die von krassen Veränderungen geprägt war. Die Sprache ist wunderschön und bildgewaltig; Adlergestell ist ein Buch, das sehr poetisch wirkt, ja, stellenweise erinnerte es mich an eine moderne Ballade.
Aber leider hat mir nur der Schreibstil gefallen. Inhaltlich war das Buch sehr leer. Es gab keinen echten Plot, sondern nur Episoden aus dem ersten Schuljahr der Protagonistin, die mit unterschiedlichen Einschüben getrennt wurden.
Besonders merkwürdig fand ich den Einschub zur Geschichte des Adlergestells, als plötzlich die preußische Königin auftauchte, sowie das Ende des Buches, als angedeutet wurde, dass die Protagonistin jetzt ein Neonazi geworden ist, weil sie mit einem Rechten zusammen ist. Das kam sehr überraschend und wurde auch nicht ausgeführt.
Ich hätte mir eine bessere Geschichte gewünscht, die zu der grandiosen Sprache dieses Romans besser gepasst hätte.