Kindheit und Wandel
„Adlergestell“ erzählt von drei Mädchen – Lenka, Chaline und der namenlosen Erzählerin – die in den frühen 1990er-Jahren an der Ausfallstraße Adlergestell in Ost-Berlin aufwachsen. Im Mittelpunkt stehen ihre Kindheitserfahrungen in der unmittelbaren Nachwendezeit: Die Mädchen und ihre Angehörigen müssen sich in einer Welt voller Umbrüche orientieren. Die meisten Protagonist:innen in Laura Laabs Geschichte stehen der „Wende“ kritisch gegenüber. Das hebt die Erzählung sehr angenehm aus dem gängigen literarischen Einheitsbrei heraus. Nach einer Zeit des Zusammenwachsens werden die Freundinnen getrennt. Alle entwickeln sich unterschiedlich, aber zeitgemäß. Die Erzählerin blickt auch darauf, was aus ihnen geworden ist. Manches deutet darauf hin, dass das Buch zum Teil autofiktionale Züge haben könnte. Deshalb macht es mir nicht so große Sorgen, dass die Figur der Erzählerin zum Schluss politisch ziemlich nach rechts-egal abdriftet.
Die Erzählung hat mir insgesamt gut gefallen – insbesondere die guten Beobachtungen aus vorgeblich kindlich naiver Sicht zu sozialen und politischen Verhältnissen und Veränderungen in der Wendezeit. Die Autorin schafft es, die Verunsicherung vieler Menschen und das Sich-Arrangieren in dieser Zeit authentisch einzufangen. Auch der sehr pointierte, etwas lakonische Schreibstil gefällt mir sehr.
Leider führt der Verlagstext ein bisschen in die Irre: Wer hofft, im Roman mehr über die Entwicklung der drei Mädchen zu erfahren, wie sie zu den Erwachsenen wurden, die sie letztlich sind, wird von der Erzählweise und Struktur des Romans enttäuscht. Die Kindheitserinnerungen und Impressionen bleiben oft fragmentarisch – die Biografien der drei stehen nur punktuell im Mittelpunkt. Was die Freundinnen verbunden hat und warum sie wurden, wer sie heute sind, wird nicht geklärt, allenfalls angedeutet. Der Fokus wandert immer wieder auf Zeitgeschichte als Gesamtbild und die Randfiguren (was sehr interessant ist), aber auch auf vielschichtige Paarbeziehungen der erwachsenen Erzählerin, die selbstverständlich einen Bezugspunkt im Aufwachsen am Adlergestell haben, deren Relevanz für die Geschichte sich aber nur in Bruchteilen erschließt.
Dennoch ein Buch, das bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlässt und wichtige Fragen nach Identität, Veränderung sowie zum ebenfalls thematisierten gesellschaftlichen Umbruch der „Wende“ stellt.
Die Erzählung hat mir insgesamt gut gefallen – insbesondere die guten Beobachtungen aus vorgeblich kindlich naiver Sicht zu sozialen und politischen Verhältnissen und Veränderungen in der Wendezeit. Die Autorin schafft es, die Verunsicherung vieler Menschen und das Sich-Arrangieren in dieser Zeit authentisch einzufangen. Auch der sehr pointierte, etwas lakonische Schreibstil gefällt mir sehr.
Leider führt der Verlagstext ein bisschen in die Irre: Wer hofft, im Roman mehr über die Entwicklung der drei Mädchen zu erfahren, wie sie zu den Erwachsenen wurden, die sie letztlich sind, wird von der Erzählweise und Struktur des Romans enttäuscht. Die Kindheitserinnerungen und Impressionen bleiben oft fragmentarisch – die Biografien der drei stehen nur punktuell im Mittelpunkt. Was die Freundinnen verbunden hat und warum sie wurden, wer sie heute sind, wird nicht geklärt, allenfalls angedeutet. Der Fokus wandert immer wieder auf Zeitgeschichte als Gesamtbild und die Randfiguren (was sehr interessant ist), aber auch auf vielschichtige Paarbeziehungen der erwachsenen Erzählerin, die selbstverständlich einen Bezugspunkt im Aufwachsen am Adlergestell haben, deren Relevanz für die Geschichte sich aber nur in Bruchteilen erschließt.
Dennoch ein Buch, das bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlässt und wichtige Fragen nach Identität, Veränderung sowie zum ebenfalls thematisierten gesellschaftlichen Umbruch der „Wende“ stellt.