Sprachlich eine Wucht, inhaltich mit Schwächen

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Die Inhaltsangabe von "Adlergestell" klingt vielversprechend: Verschiedene Generationen von Müttern und Töchtern, ein Aufwachsen als Jugendliche nach der Wende in Berlin und der Blick zurück in die Vergangenheit, auf eine Freundschaft und wie sich alles veränderte.
Leider wurden meine Erwartungen nur zum Teil erfüllt.

Am literarischen Können der Autorin hat es nicht gelegen.
Gleich zu Beginn gelingt es Laura Laabs, dank ihres spritzigen und atmosphärischen Schreibstils, einen direkt in die Handlung und die Gedanken- und Gefühlswelt der Erzählerin zu werfen. Es fühlt sich so an, als würde man mit ihr und ihren Freundinnen Lenka und Chaline in der Schule sitzen oder die Freizeit verbringen.
Kurze Kapitel und Kapitel aus Sicht der Mütter bzw. Großmütter sorgen dafür, dass das Interesse an der Geschichte hochgehalten wird und man gespannt weiterliest, will man doch wissen, wie sich die drei Freundinnen verloren habe und was damals vor 35 Jahren passiert ist. Nebenbei bekommt man auch Einblicke in das jetzige Leben der Erzählerin.

Womit ich meine Probleme hatte, war die inhaltliche Ausarbeitung der Geschichte.
Man lernt zwar die Erzählerin kennen und gewinnt einen Eindruck von Chaline und Lenka, aber so richtig greifbar als Personen mit ihren eigenen Gedanken und Gefühlen würde ich ihrer nicht. Man kratzt eher an der Oberfläche damaliger Ereignisse. Zugang zu dem Innenleben und den Protagonisten bekommt man nicht wirklich.
Zudem wird alles in einer Art Erinnerungsstrom geschrieben, sodass man eher in einzelne Szenen und Momente eintaucht. Erzählerisch wird das zwar stark umgesetzt, inhaltlich ging für mich so jedoch etwas an Tiefe verloren.
Der sprachlichen Wucht steht so leider eine blasse Handlung gegenüber.

Alles in allem ist "Adlergestell" trotz inhaltlich kleiner Schwächen, dennoch ein starkes Debüt einer vielversprechenden Autorin.