Starker Tobak - wie eine Wende so viele Leben beeinflussen und lenken kann

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"Adlergestell" von Laura Laabs ist ein sehr eindrücklicher und vor allem bewegender Roman über die Veränderungen, die der Fall einer Mauer und eine politische wie gesellschaftliche Wende in und mit den Leben so vieler Menschen verursachen können, die unmittelbar, unvorbereitet und vor allem ohne geeignete Anleitung mit ihnen konfrontiert wurden.

Die Erzählerin berichtet zunächst unschuldig und ein Stück weit kindlich naiv über die plötzlichen Veränderungen, die sich unmittelbar nach der Wende (die sie nicht versteht: "wer hat sich wohin gewendet?") und dem Mauerfall (den sie auch nicht versteht: "Welche Mauer ist umgefallen und warum hat mam sie nicht einfach wieder aufgestellt?") in ihrem Leben und dem Leben ihrer beiden Schulfreudinnen Lenka und Chaline ereignen.

Anfänglich recht humorvoll zu lesen, hat der Leser von Anfang an das ungute Gefühl, dass unter der Oberfläche etwas schwelt, dass das dicke Ende noch kommt, und dass sich die Geschichte nicht unbedingt in Richtung Happy End entwickelt.

"Adlergestell" ist ein Roman, aber es könnte auch eine reale Biographie von Bewohnern einer Siedlung am Rande von (Ost-) Berlin in den Nach-Wende-Jahren sein. Mit allen schönen und den mehrheitlich extrem unschönen Entwicklungen, die die Autorin Laura Laabs in beeindruckender Klarheit, aber auch völlig unaufgeregt herausarbeitet. Erschreckend, wie viele Leben von einem Punkt, dem "Adlergestell", aus in wie viele völlig gegensätzliche Richtungen laufen können.