Wendemond über Berlin
„Adlergestell“ erzählt die Geschichte von drei Mädchen aus einer Berliner Stadtrandsiedlung, die mit der Zeit nach der Wende groß werden. Laura Laabs zeigt sehr eindringlich, wie aus einem Aufbruch schnell Ernüchterung wird. Der Ton des Buches ist sehr scharf beobachtet, manchmal bitter, manchmal komisch. Gerade diese Mischung aus dezentem Witz und innerer Verzweiflung macht den Text so stark. Für mich war es nicht nur eine Geschichte über drei Freundinnen, sondern auch ein Spiegel unserer aktuellen deutschen Gesellschaft – wie Versprechen verfliegen, wie Menschen versuchen, irgendwie klarzukommen, und wie wenig man am Ende wirklich in der Hand hat. Die Figuren des Romans wirken echt und nah – man glaubt ihnen ihre Brüche, ihre Entscheidungen und die Wege, die sie später gehen. Besonders stark finde ich den Blick auf die sozialen Unterschiede und den leisen Humor, der immer wieder durchscheint. Die Wege sind verschieden, aber die Wurzeln und die Brüche bleiben dieselben. Es ist ein Buch über Freundschaft, Verlust und die Frage, wie viel wir im Leben überhaupt selbst bestimmen können. Es hat mich nachdenklich gemacht und auch ein bisschen traurig, weil vieles darin sehr echt wirkt.