Agata und ihre sensationelle Salsa auf einer italienischen Insel

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adel69 Avatar

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Liebe Leserinnen, liebe Leser,

aus der Bücherei habe ich mir folgendes Buch zum Lesen ausgeliehen:

==Agata verzaubert eine Insel==

Geschrieben wurde das Buch von der italienischen Autorin

==Paola Cereda==

Wie mir das Buch gefallen hat, zeigt der folgende Bericht.


==Agata erfindet eine legendäre Salsa – oder die Handlung==
Die Handlung spielt auf einer italienischen kleinen Mittelmeerinsel, die keinen Namen hat. Nach dem Zweiten Weltkrieg leben hier einige eigenbrötlerische Leute. Sie leben vorwiegend von den Aufträgen, die sie aus dem Gefängnis der Insel bekommen.
So geht es auch dem Dorfschmied, der immer wieder Gitter für die Gefängnisfenster schmieden darf. Er ist verheiratet – aber nicht aus Liebe. Als seine Frau bei der Geburt der ersten und einzigen Tochter stirbt, bleibt dem Schmid nur die Erinnerung, dass die Gattin nicht kochen konnte und dass sie ihm ein greinendes Geschöpf hinterlassen hat.
Seine Tochter interessiert ihn wenig – um sie kümmert sich seine Schwester Teresa. Und Teresa gibt dem Mädchen auch den Namen Agata. Agata wächst zunächst in der Familie des Hirten auf. Die Familie hat zehn Kinder – und die Frau des Hirten ist bereit, Agata gegen Bezahlung zu stillen.
Agata lebt während ihrer fünf ersten Lebensjahre bei dieser Familie, auch wenn einige der Hirtenkinder sie nicht leiden können und sie triezen.
Als Agata fünf Jahre alt ist, zieht sie zum Vater. Er ist nicht nett zu ihr, ein Bett bekommt sie nicht – sondern nur Decken auf dem Boden. Er befiehlt ihr, jeden Tag seine „Fritata“ – das ist ein Gericht mit Eiern und Zwiebeln – in einer Pfanne zu backen. Anschließend soll sie ihm das Gericht um elf Uhr morgens in die Schmiede bringen. Sprechen darf sie mit niemandem.
Immerhin darf Agata in die Schule gehen – denn so will es das Gesetz. Nach ein paar Stockhieben, die ihm einige Beamte verpassen, ist auch der Schmied mit Agatas Schulbesuch einverstanden.
Nach dem Schulabschluss arbeitet Agata in einer Gaststätte in der Nähe des Hafens. Dorthin kommt auch der Direktor des Gefängnisses zum Essen. Er ist Stammgast und einer der wenigen, der Agata Trinkgeld gibt. Eines Tages ist die Chefin der Gaststätte nicht da, und Agata soll dem Gefängnisdirektor ein Gericht mit Ziegenfleisch zubereiten. Das hat sie noch nie gemacht – aber weil sie ihrer Chefin schon oft beim Kochen zugeschaut hat, probiert sie ein Gericht aus. Es mundet dem Gefängnisdirektor vorzüglich – besonders eine Soße, die aus Ziegenmilch, Quitten, Thymian, Öl, Wein und Kastanienhonig besteht.
Diese Soße wird als „Salsa Agata“ anschließend auf der ganzen Insel bekannt. Agata darf sie für die Gefängnisinsassen zubereiten, als der Direktor einen Zirkus auf die Insel einlädt. Die Zirkusvorstellung dürfen die Gefangenen ansehen und anschließend ein Essen mit Agatas köstlicher Salsa genießen.
Agata wird durch diese Salsa wohlhabend und berühmt. Sie kann ihrer Chefin die Gaststätte am Hafen abkaufen und serviert dort Gerichte mit der „Salsa Agata“. Durch den Zirkus hat sie Dumitru kennen und lieben gelernt. Er ist Rumäne, und die beiden ziehen zusammen. Das Leben könnte schön sein, wenn es keine Neider und keinen Aberglauben gäbe auf der Insel. Außerdem wird eines Tages das Gefängnis geschlossen und aufs Festland verlegt. Die Insel soll jetzt für Touristen attraktiv gemacht werden…

==Anfangs ein grandioses Buch – später mit einigen Schwächen behaftet – oder: meine Leseerfahrung==
Eine Leseprobe des Buches hatte ich schon 2014 bei vorablesen.de gesichtet. Ich fand die Leseprobe gut, konnte das Buch aber nicht gewinnen. Deswegen fand ich es wunderbar, es aus der Bücherei ausleihen zu können.
Die ersten 180 Seiten ungefähr habe ich das Buch sehr gerne gelesen. Mir gefiel der Schreibstil und die Sprache der Autorin. Ausschmückend ist dieser Roman geschrieben – aber nie zu überfrachtet. Weiterhin ist er aus der Warte des auktorialen Erzählers (kein Ich-Erzähler) im Imperfekt (erzählerische Vergangenheit, so sind viele Romane in Deutschland geschrieben) verfasst. Allerdings gibt es zwei Kapitel aus der Sicht von Ich-Erzählern, aber das stört mich nicht.
Dialoge gibt es weniger in dem Buch, als mir lieb ist. Aber das ist zu verschmerzen, zumal das Buch mit 281 Seiten nicht zu lang geraten ist.
Agata begegnet vielen Leuten, die sie nicht mögen. Dabei benimmt sie sich nicht ungebührlich – sie versucht eher, sich zu ducken und sich anzupassen. Mir tut Agata lange Zeit leid. Erst ist der Vater wüst zu ihr, dann die Gastwirtin (Padrona), für die sie arbeitet. Und dann gibt es viele Neider auf der Insel, die ihr den Erfolg mit der Salsa nicht gönnen und sie dafür kritisieren, dass sie mit Dumitru unverheiratet zusammenlebt.
Immer, wenn die Rede von Leuten ist, die Agata nicht leiden können, wird der Schreibstil richtig fies. Das gefällt mir – wobei dieser Schreibstil bei mir keineswegs Schadenfreude weckt an den Ereignissen, die Agata passieren. Nein, sie wecken in mir Mitleid und ich freue mich, als Agata ihre Salsa erfindet und schlau genug ist, dieses Rezept keinem Menschen zu verraten. Auf einmal wird Agata zur cleveren Geschäftsfrau und auf der ganzen Insel berühmt.
Agata ist mir sympathisch, auch der Gefängnisdirektor, der sie und ihre Salsa entdeckt und ihr wohlgesonnen ist. Eigentlich ist er das für sie, was ihr leiblicher Vater nie sein sollte. Agata hat ein gutes Herz – und selbst, als sie schon Erfolg hat mit ihrem Restaurant, bringt sie immer wieder ihrem Vater seine „Fritata“ in die Schmiede.
Im letzten Drittel der Lektüre begann mich allerdings einiges in dem Buch zu stören. Auf einmal wurde das Augenmerk nicht mehr auf Agata gerichtet, sondern auf andere Leute. Das fand ich nicht gut. Weiterhin gefiel mir das Mädchen Isola nicht – und die Tatsache, dass die Autorin begann, beinahe Märchen zu erzählen. Einige Ereignisse, die in dem Buch passieren, können sich so nicht zutragen. So gibt es beispielsweise eine Szene, während derer eine junge Frau plötzlich weiße Haare bekommt. Ich habe in einem Vortrag eines Arztes gehört, dass so etwas gar nicht möglich ist. Und hier beginnt der Roman für mich, zu einem Märchen zu werden – zu sehr zu einer Fantasiegeschichte. Das fand ich beim Lesen nicht gut. Einige unwahrscheinliche Geschehnisse lassen sich aber auch durch die Interpretation abergläubischer Inselbewohner erklären.
Den Schluss des Buches finde ich teilweise gelungen. Er ist nicht vorhersehbar. Jemand wird zum Helden – und das ist grandios. Andere Handlungsstränge hätten – meiner Meinung nach – nicht sein müssen.

==Mein Fazit==
Den Roman „Agata verzaubert eine Insel“ habe ich gerne gelesen. Er bringt dem Leser eine interessante Handlung auf einer italienischen Insel dar. Der Schreibstil ist ausschmückend, und auch die Wortwahl ist interessant, den Hauptcharakter Agata mag ich.
Im letzten Drittel des Romans gibt es einige Ereignisse, die ich zu unwahrscheinlich und zu überzogen finde. Außerdem konnte mich das Mädchen Isola, die hier auftaucht, nicht überzeugen.
Deswegen ziehe ich einen Stern in der Gesamtwertung ab – vergebe also vier Sterne und eine Leseempfehlung.
P.S.: Die Rezension wird in ähnlicher Form noch auf anderen Plattformen erscheinen, auf denen ich unter dem Usernamen Sydneysider47 (ciao.de) und auch „Irina Melbourne“ (Amazon.de) etc. unterwegs bin.