Emanzipation auf dem Vormarsch

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maza_e_keqe Avatar

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London im Sommer des Jahres 1897. Isobel Stanhope, genannt Izzy, ist mit ihren 18 Jahren „in die Gesellschaft eingeführt“ und nimmt an entsprechenden Anlässen, Festen und Bällen teil. Doch im Gegensatz zu ihrer besten Freundin Teresa hält sie sich dabei eher im Hintergrund und wird als unscheinbares Mauerblümchen gern übersehen. Diese Eigenschaft nutzt sie als Tarnung für ihre Arbeit als Detektivin einer geheimen Organisation, die sich für (größtenteils von Männern) unterdrückte Frauen und Mädchen einsetzt.
Erst nach und nach lernen wir Izzys (Familien-) Geschichte und die anderen Verschwörerinnen kennen. Der Autorin Laura Wood gelingt es sogar eher unspannende Textpassagen interessant zu gestalten.
Ich fand mich sofort im ausklingenden 19. Jahrhundert wieder und folgte Izzy auf ihren gefährlichen Missionen.
Dabei kommt natürlich auch die Liebe nicht zu kurz. Falls das Untergenre „Strangers to Lovers“ existiert, trifft es genau auf dieses Buch zu. Wenn auch die Story an einigen Stellen recht vorhersehbar ist, macht es doch große Freude sie zu verfolgen.
Besonders gut haben mir die Figuren gefallen. Alle Personen wirken sehr lebendig und sympathisch (oder unsympathisch). Isobel gefällt mir schon auf Grund ihres wunderbaren Namens und ihres großen Herzens. Aber auch ihre Mitstreiterinnen und ihr etwas unfreiwilliger Gefährte Max sind sehr authentisch beschrieben und ich mag sie sehr.
Die prüde und oberflächliche englische Gesellschaft ist in den Köpfen einiger Freigeister, wie der Protagonist(inn)en wunderbar divers, offen und modern. Dabei ist die Diskriminierung und der öffentliche Absturz nur einen Stiefelabsatz breit entfernt.
Mir hat die Aufmachung des Paperback-Exemplars besonders gut gefallen: der Umschlag lässt sich über den Buchschnitt klappen, so dass es eine schönere Alternative zu den derzeit so beliebten Büchern mit Farbschnitt bildet. Außerdem findet sich ein Lesezeichen zum Ausschneiden daran.
Gern hätte ich vielleicht im Anhang etwas mehr Informationen zu den historischen Hintergründen gehabt, beispielsweise der britischen Thronfolge.
Fazit: großartig geschrieben, spannend und amüsant. Emanzipation auf dem Vormarsch.