Alera zwischen Liebe, Krieg und Verrat

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Alera ist 17 Jahre alt und die Thronerbin von Hytanica. An ihrem nächsten Geburtstag soll sie heiraten und zur Königsgemahlin gekrönt werden. Einziger Kandidat als König, den Aleras Vater billigt ist der 21-Jährige Steldor, hochgeborener Soldat der hytanischen Armee, Charmeur, selbstverliebt und arrogant. Alera hingegen verliebt sich in Narian, der Junge, der vor 16 Jahren als einziger Säugling nicht von den verhassten Kriegern aus Cokyri getötet wurde und nun nach Hytanica zurückgekehrt ist. Ist er ein Feind, ein Verräter oder ein Freund? Alera ist hin und her gerissen von seiner Anziehungskraft und bringt damit nicht nur sich selbst sondern das gesamte Königreich in Gefahr, denn Narian scheint nicht der zu sein, für den Alera ihn hält. Aber auch London, Aleras ehemaliger Leibwächter und enger Freund scheint ein Geheimnis vor der Prinzessin zu haben, das nicht unwesentlich mit Narian in Verbindung steht. Während vor den Stadttoren von Hytanica der grausame Krieg von vor 16 Jahren sich zu wiederholen scheint, steht Alera im Palast vor der schwersten Entscheidung ihres Lebens: heiratet sie den verhassten Steldor, der doch hin und wieder Gefühle in ihr wecken kann oder vertraut sie dem mysteriösen Narian und verzichtet somit auf den Thron und die Gunst ihres Vaters.
Deutlich im Vordergrund des Romans stehen die Gegensätze zwischen Hytanica und Cokyri auch in Hinsicht auf die Rolle der Frau. Während Alera sich in Hytanica der männlichen Herrschaft stets unterordnen musste, erfährt sie durch Narian das Gegenteil aus Cokyri.
Man merkt der Geschichte deutlich an, wie jung die Autorin noch ist, aber ich finde genau das macht das Buch umso authentischer. Niemand kann die Gedanken und Gefühle eines 17-jährigen Teenagers besser beschreiben, als ein Mädchen, das genau diese Phase gerade durchlebt. Anhand von Alera wird klar, das auch in Hytanica die Jugendlichen, noch dazu Adelige ihre ganz normalen Problemchen wie Liebeskummer und die Suche nach ihrer wahren Bestimmung haben. Sehr oft war ich über die doch schon sehr stark ausgeprägten sprachlichen und stilistischen Mittel erstaunt, die Cayla Kluver bereits zu beherrschen vermag. Die Geschichte ist logisch aufgebaut und scheint eine klare Linie zu verfolgen, was sich in den beiden folgenden Bänden hoffentlich fortsetzt.
Trotzdem bin ich ein wenig verwundert (nicht enttäuscht), das dieses Buch als Fantasy Roman beschildert wird. Bis auf die Namensgebungen der Protagonisten und der Schauplätze könnte dieser Roman durchaus der Darlegung eines Historischen Romans zu Grunde liegen. Übliche Hochzeitsbräuche, das Feiern von Weihnachten und der Besuch von Kirchen lassen das Fantastische ein wenig vermissen.
Nichtsdestotrotz ein schönes Debüt einer äußerst talentierten, jungen Schriftstellerin. Bei der Übersetzung haben sich ein paar Tippfehler eingeschlichen, die aber nicht weiter ins Gewicht fallen. Die Aufmachung gefällt mir extrem gut, sowohl die Gestaltung der deutschen Ausgabe als auch die Einteilung der einzelnen Kapitel.

**Einige Zitate**

„Auf alle Fälle steht dein Wort gegen seines. Und ob von königlichem Geblüt oder nicht, du bist nur eine Frau und London ein hoch dekorierter Soldat der hytanischen Armee.“
S. 99

„Wenn du jemandem wirklich vertraust, dann vertraust du seinem Reden und Handeln auch ohne Erklärung. Dieses Vertrauen hast du in mich anscheinend nicht gesetzt.“
S. 113

Schließlich erhob ich mich, um im Garten den Mann meiner Albträume zu treffen.
S. 245

„Ich werde in meinem Heim keine Geister dulden.“
S. 549

**Übrigens kann man auf der offiziellen Homepage von Cayla Kluver bereits den Prolog des zweiten Teils "Allegiance" lesen. Das macht doch Lust auf mehr!**