Erfreuliches Debüt einer jungen Autorin

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Cayla Kluver präsentiert mit "Alera - Geliebter Feind" ein solides Erstlingswerk, das zeigt, dass sie in ihrem jugendlichen Alter bereits das Handwerkszeug einer Schriftstellerin souverän beherrscht.

Die erst siebzehnjährige Autorin hat eine komplexe, eigenständige Welt mit einem (bisher) gut durchdachten Handlungsstrang entworfen. "Alera - Geliebter Feind" bildet den Auftaktband zu einer Trilogie und dient dabei vorrangig der Vorstellung von Örtlichkeiten und Gegebenheiten sowie der Einführung der Charaktere. Die Zuspitzung des Handlungsbogens erfolgt erst zum Ende des Buches hin. Bereits in diesem Band ist bei den einzelnen Charakteren eine Entwicklung in der Persönlichkeit festzustellen und im Hinblick auf den zunehmenden Spannungsbogen und etwas mehr "Action" ist meine Neugier auf den zweiten und dritten Band geweckt. 

In einer liebevoll und detailreich gezeichneten Fantasy- bzw. vielmehr Märchenwelt trifft der Leser auf facettenreiche, sympathische und auch unsympathische Charaktere, die zu keiner Zeit farblos bleiben. Aufgrund ansprechender Beschreibungen der Landschaften und Personen taucht man als Leser schnell in das Geschehen ein. Auch fällt die Orientierung in der von Kluver geschaffenen Welt nicht schwer, da das Setting viele Anlehnungen an klassische Märchenwelten mit Schlössern, Königen und Prinzessinnen aufweist. In diesem Zusammenhang stellt sich mir allerdings die grundsätzliche Frage der Zielgruppe. Hier dürfte recht eindeutig die weibliche Leserschaft angesprochen sein und auch hier wiederum insbesondere eher die Altersgruppe von 12-20 Jahren. Dies finde ich ein wenig schade. Die Idee von Kluver, den Völkern der Hytanica und Cokyri konträre Frauenbilder (Patriarchat vs. Matriarchat) zu geben, gefällt mir dagegen ausgesprochen gut und wird hoffentlich in den Folgebänden noch eine zentrale Rolle spielen.

Weist das Buch für meinen Geschmack auch in der ersten Hälfte einige Längen auf, so konnte ich etwa ab der Mitte nicht mehr aufhören zu lesen. Der Lesefluss gestaltet sich über den ganzen Roman hinweg sehr flüssig und Kluver überzeugt durch einen frischen, ansprechenden Stil. Werden über mehrere Passagen des Buches auch diverse "Nebensächlichkeiten" recht ausführlich beschreiben, so kam bei mir selten Langeweile auf, da die Autorin mich nicht zuletzt aufgrund ihrer interessanten Protagonisten immer wieder in ihren Bann ziehen konnte. Ich habe mit Alera gelebt, geliebt und auch gelitten und sie gerne in diesem Abschnitt ihres Lebens, häufig mit ihren widersprüchlichen Gefühlen beim Erwachsenwerden kämpfend, begleitet. 

Ein Lob geht auch an den Verlag, der das Buch in sehr edler Aufmachung herausgegeben hat. Ich hoffe, dass die Folgebände aus Gründen der Einheitlichkeit in dem gleichen schönen und äußerst ansprechenden Layout erscheinen werden. Mit 19,95 EUR erscheint mir Kluvers Debüt, dass stolze 553 Seiten in hochwertiger Aufmachung aufweist, sogar recht günstig im Vergleich zu anderen Hardcoverausgaben. Auch dies ein Pluspunkt, der für Piper spricht.

Fazit: Sicher (noch) kein Meisterwerk des Genre, aber ein solides Erstlingswerk einer begabten, jungen Autorin, das mich gut unterhalten hat und Lust auf mehr macht! Man bzw. besser frau sollte aber grundsätzlich Interesse an Märchen einschließlich Schlössern und Prinzessinnen haben, sonst könnte die Lektüre schnell langweilig und eintönig werden.