Das Glück kann nicht gefunden werden

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isaba Avatar

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"All das zu verlieren" ist ein sehr tiefgründiger, kurzer Roman, der den Leser recht verstört und vor allem mitleidig zurück lässt.

Adéle ist eine junge Pariserin, die alles hat: einen reichen Mann, der sie vergöttert, einen kleinen Sohn und einen coolen Job als Journalistin. Und doch kann sie all das nicht genießen. Sie sucht den Thrill, indem sie sich mit fremden Männern trifft und ihren Mann betrügt. Sie entwickelt eine Sucht, die sie sehr lange geheim zu halten versteht und führt ein perfektes Doppelleben. Doch irgendwann verlangt die Sucht zu viel und sie verliert die Kontrolle...

Ich bin bei diesem Buch hin und her gerissen. Die Geschichte ist gut und die Autorin versteht es hervorragend, die Zerissenheit von Adéle spürbar zu machen. Man leidet immer mehr mit ihr und ihrer Familie, je weiter man in der Geschichte voran schreitet. Zudem gibt es immer wieder zeitliche Rückblicke unter anderem in Adéles Kindheit, die den Leser besser verstehen lassen, warum Adéle unfähig ist, sich geliebt zu fühlen. Auch die Perspektive ihres Mannes Richard wird im späteren Teil des Romans beleuchtet, was der Geschichte noch einmal ein neues Volumen gibt.

Dennoch ist der Funke bei mir nicht wirklich übergesprungen. Der Scheibstil ist zwar durchweg eloquent, wird jedoch zunehmend anstrengend und im Laufe der Geschichte entwickelt sich zwar eine gewisse Dramatik, dennoch fehlt der Spannungsbogen. Das Ende ist wie erwartet: frei für Interpretationen seitens der Leserschaft.

Insgesamt eine interessante Reise in die Gefühlswelt einer zerissenen Frau, die nicht weiß, worin ihr Leid besteht. Aber nach meiner Einschätzung doch weit entfernt von einem Must-Read.