Ein perfektes Leben?

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mrslaw Avatar

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Slimani erzählt in „All das zu verlieren“ die Geschichte von Adèle – diese führt ein nach außen perfektes Leben. Sie hat einen erfolgreichen Mann (er ist Arzt), einen kleinen, süßen Sohn und arbeitet als Journalistin.

Doch Adèle will ausbrechen aus diesem Leben, sie sehnt sich nach mehr. Ihr Sohn ist ihr lästig, ihr Mann zu langweilig. Sie hat Sex mit Unbekannten um sich zu spüren, sie ist förmlich süchtig danach. Aber auch das bringt ihr keine wirkliche Befriedigung – ihr Leben fühlt sich für sie immer noch leer an. Immer wieder setzt Adèle alles aufs Spiel. Das macht sie zu einer schwierigen Protagonistin. So richtig sympathisch war sie mir nicht. Slimani hat ihre Geschichte aber so gut erzählt und so intensiv ihre Gefühlswelt geschildert, dass ich immer weiter lesen musste.

Der Leser erlebt Adèles Untergang mit und leidet mit ihr, obwohl Slimani ganz sachlich und fast kalt erzählt. Im letzten Drittel des Buches kommt auch Richard, ihr Mann zu Wort und dadurch wird eine weitere Perspektive auf die Geschichte eröffnet.

Auch erfahren wir ein bisschen über Adèles Vergangenheit. Erklärungen für ihre große Unzufriedenheit und das ständige Getriebensein finden sich aber nicht.

Das Ende ist offen, aber wenig versöhnlich. Die Geschichte hat bei mir viele Fragen hinterlassen, ich denke, genau das wollte Slimani erreichen.

Fazit
Ein sehr eindringliches Buch über eine tief verzweifelte Frau, die mit ihrem Leben hadert und versucht aus ihrer bürgerlichen Welt auszubrechen.

Es ist schwer mehr über das Buch zu schreiben, ohne zuviel zu verraten, deshalb nur soviel:

Unbedingt Lesen – ❤️❤️❤️❤️❤️von ❤️❤️❤️❤️❤️Leseherzen von mir!