Intensiv

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
anooo Avatar

Von

Ich habe bereits Leïla Slimanis Debütroman „Dann schlaf auch du“ gelesen und ich muss sagen, dass mir „All das zu verlieren“ nochmal um einiges besser gefallen hat. In beiden Romanen lässt sich Slimanis Schreibstil eindeutig wiedererkennen, doch die Geschichte um Adèle in „All das zu verlieren“ war für mich nochmal intensiver und wortgewaltiger. Das Buch hat eine gewisse Intensivität, die den Leser regelrecht einsaugt. Man weiß nicht, ob man mit Adèle mitfühlen soll, oder sie verurteilen oder sogar beides gleichzeitig. Selbst das Gefühl des Ekels wird hervorgerufen. Nach außen hin führt Adèle ein perfektes Leben und man müsse denken es fehle ihr an Nichts. Doch im inneren fühlt sie sich leer und unzufrieden. Diese Leere versucht sie mit sexuellen Abenteuer mit fremden Männern zu füllen.

Slimanis Schreibstil ist direkt und schonungslos. Gleichzeitig ist ihr Schreibstil schlicht und kommt ohne große Ausschmückungen aus. Mit seinen rund 200 Seiten ist das Buch eher dünn, doch dadurch nicht minder tiefgründig. Auch bleibt genügend Interpretationsspielraum für den Leser. Besonders Adèles Charakter, der so tiefschichtig und komplex ausgearbeitet ist, hat mir sehr gut gefallen. Auch ihre innere Zerrissenheit wird greifbar dargestellt.

Ein gesellschaftskritischer Roman, der durchaus zu bedeutender Literatur unserer Zeit gehört.

Ich vergebe 4,5 Sterne.