Portrait einer Selbstzerstörung

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thala Avatar

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Dieses Buch ist wahrlich keine einfache Kost. Während das erste Buch von Leila Slimani ein gesellschaftskritischer Thriller war, ist "All dies zu verlieren" das Porträt einer gelangweilten, bürgerlichen Frau, die mit aller Kraft die Fesseln ihrer Ehe und ihres bürgerlichen Lebens sprengen möchte. Sie versucht dies durch wechselnde Liebhaber, anonymen und vor allem gewalttätigen Sex zu erreichen, da sie hofft, sich durch Schmerz selbst wieder zu fühlen. Nach außen hin mimt Adele das scheue Reh, im Inneren fühlt sie sich jedoch besser als alle anderen um sie herum. Sie findet ihr Leben äußerst langweilig, ist von ihrem Mann total gelangweilt und der Sex mit ihm ist eine reine Pflichtübung. So denkt sie zB beim Essen mit seinen Freunden nur daran, den Freund ihres Mannes zu verführen. Adele ist krank, sie ist zu keiner Nähe und zu keiner Nähe fähig. Sie weiß selbst nicht, was ihr Freude bereitet und sie ist absolut sexsüchtig. Sie baut ein komplettes Doppelleben auf, bringt ihren dreijährigen Sohn lieber zur Betreuung, um ihren Affären nachzugehen. Dabei bereut sie ihr Verhalten keineswegs. Mit ihrem Mann bleibt sie lediglich zusammen, weil sie ein gemeinsames Kind haben und dieser ihren teilweise recht luxuriösen Lebensstil finanziert. Als Journalistin verdient sie selbst nicht viel und sowieso hat sie ihren Job nur angenommen, damit sie viel reisen kann.

Teilweise war das Buch angesichts dieser extrem selbstzerstörerischen Tendenzen sehr schwer für mich zu lesen. An einer Stelle musste ich sogar eine kurze Pause einlegen, da die beschriebene Gewalt zu heftig war. Adele ist keine Protagonistin, die man als Leser*in ins Herz schließt. Sie ist vielmehr wie eine Kunstfigur, der man im echten Leben hofft niemals zu begegnen. Ihr Schmerz wird eindringlich beschrieben, genauso wie ihre Sexsucht. Das Buch lässt mich sehr nachdenklich zurück.