Unausgewogen

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katercarlo Avatar

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Generell bin ich ein großer Fan französischer Literatur. Ich mag die Mischung aus humorvoller Unterhaltung und tiefgründiger Lebensweisheit. Bei „All das zu verlieren“ ist mir das Verhältnis dieser beiden Komponenten zu unausgewogen. Das Buch besitzt keinerlei Humor, es ist von Anfang bis Ende deprimierend ernst und tragisch. Lebensweisheit dagegen steckt im Überfluss in der Geschichte. Die Autorin will mit der Erzählung eine Botschaft an den Lesern bringen, ihm eine Wahrheit über das Leben verständlich machen. Das gesamte Buch trieft von einer Moral, in der die Autorin es gebadet hat, nur um sicher zu gehen, dass sie auch ja bei dem Leser ankommt. Das Problem ist nur: sie hat mich nicht wirklich erreicht. Es ist wie ein beschriebenes Blatt Papier, das im Wasser landet. Wenn man den nassen Zettel danach in den Händen hält sieht man die verschmierte Tintenspur, man weiß das einem damit jemand etwas sagen will, aber man kann es schlicht und ergreifend nicht entziffern. Ich hab mir wirklich Mühe geben die Botschaft in „All das zu verlieren“ zu entschlüsseln, aber es ist anstrengend und frustrierend den Kerngedanken nie wirklich richtig zu fassen zu bekommen. Nachdem ist jetzt am Ende des Buches angekommen bin, glaube ich fast, es ist der allerletzte Absatz, den der Leser als Lehre aus der Geschichte ziehen soll, aber dann hätte die Autorin die vorangehenden zweihundert Seiten auch weniger umständlich gestalten können. Ich hab mich die ganze Zeit gefragt, was sie mir damit sagen will. Das Leben der Protagonistin Adèle wird ausführlich beschrieben, aber nie warum es so ist. Was genau ist Adèles Problem? Ist sie krank? Ist sie ein schlechter Mensch? Lebt sie in einer schlechten Gesellschaft? Je mehr ich gelesen habe, desto mehr Fragen habe ich mir gestellt und auf keine eine Antwort bekommen. Es gab noch nicht einmal einen richtigen Schluss. Es ist einigermaßen faul und unfair von der Autorin den Leser mit den Antworten alleine zu lassen, wenn sie mit ihrem Buch nichts anderes bewirkt als Fragen zu provozieren. Besonders dann, wenn sich der Leser so viele Mühe gibt ihre Intension zu erkennen und sie nichts anderes macht, als auch noch das Große und Ganze der Fantasie des Lesers zu überlassen. Am meisten ärgert mich dabei aber, dass die Autorin so viel Energie darauf verwendet eine unverständliche Moral zu formulieren und die Handlung darüber vernachlässigt. Etwas ausgleichende humorvolle Unterhaltung hätte dem Buch sicherlich sehr gut getan.