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waldeule Avatar

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Ein Ausrufezeichen setzt eindeutig die Sprache. Klar, kurz, präzise, schnörkellos. Da sitzt jeder Satz, jedes Wort, kein einziges ist zu viel. Dadurch erzeugt das Buch sprachlich einen Sog, dem ich mich unschwer entziehen konnte. Mit einem sehr genauen Blick fürs Detail wird sehr viel zwischen den Zeilen erzählt, so dass das Buch mit wenigen Worten sehr viel zu sagen hat.

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Ein Fragezeichen für den Inhalt. Sinn-entleert treibt die Pariserin Adèle durch die Geschichte und weiß nichts mit ihrem Leben anzufangen. Auch wenn sie eigentlich alles hätte: Familie mit Ehemann und Kind, einen guten Beruf, Freunde, ein schönes Haus. Aber der Sinn des Lebens fehlt – ein Fragezeichen. Ein Fragezeichen aber auch, was mir die Autorin sagen möchte. Dass ein äußerlich gelungenes Leben die innere Leere nicht ersetzten kann? Ja, das habe ich verstanden. Aber danach? Als es in Adèles Leben einen Bruch gibt? Leider entglitt mir die schon vorher „schwierige“ (weil schwer durchschaubare) Protagonistin immer mehr, so dass ich ihre Handlungen und Beweggründe gar nicht mehr einordnen konnte. Das liegt wohl auch daran, dass ab dem Bruch nur noch sehr distanziert über sie ohne Einblicke in ihre Gefühls- und Gedankenwelt erzählt wird. Warum? Und auch der Schluss lässt mich eher ratlos zurück. Wars das jetzt?

Fazit: Die Autorin hat es sehr gut verstanden, die Leere im Leben von Adèle durch die spröde stilistische Sprache zu unterstreichen und auszudrücken. Sie wird dabei nahezu greifbar – nicht immer angenehm zu lesen, da teilweise wirklich deprimierend - aber sehr präsent.

Auf Dauer reichte mir das aber nicht, ich hätte gern vor allem am Ende mehr über Adèles Innenleben erfahren. Auch die schönste Sprache konnte mich da über den für mich fehlenden Inhalt hinwegtrösten. Insgesamt aber ein interessantes Buch, so dass ich drei gute Sterne vergebe.