Berührende Familiengeschichte

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corsicana Avatar

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Vorab: Ich mag die Bücher dieser Autorin einfach!

Warum? Die Schreibweise ist klar und verständlich, ohne oberflächlich zu sein. Die Geschichten sind überaus kunstvoll konstruier. Man kann in den Büchern einfach versinken. Und die Geschichten haben Tiefgang. Schon "Die Verlobungen" hat mich damals sehr begeistert. Und auch dieses Buch habe ich sehr gerne gelesen - und war am Ende traurig, dass ich die Figuren nun gehen lassen musste - sehr gerne hätte ich noch erfahren, wie es weitergeht.

Für mich ist es genial, wie die Autorin es schafft, Protagonisten zu erschaffen, die bei weitem keine Helden sind. Und die den Leser doch sehr berühren.

Erzählt wird die Geschichte der beiden Schwestern Nora und Theresa und ihrer Familien. Sie wachsen in Irland auf. Und als es dort keine Zukunft mehr gibt, wandern sie in die USA aus. Der Verlobte von Nora wohnt schon dort und für Theresa gäbe es dort eine Chance, eine Ausbildung als Lehrerin zu beginnen. Eigentlich wäre Nora lieber in Irland geblieben, sie geht nur ihrer Schwester zuliebe mit. Denn die Verbindung zum Verlobten Charlie ist nicht die große Liebe. Es hätte eben nur gepasst, weil die Farmen nebeneinander lagen. Aber jetzt geht die Farm an den Bruder - und Charlie will sich in den USA eine Existenz aufbauen und dann wieder als gemachter Mann nach Irland zurückkehren. Aber man erfährt direkt zu Anfang des Buches, dass Charlie in den USA geblieben ist. Und, dass Nora und Charlie zusammen geblieben sind.

Für Nora scheinen sich also viele Träume nicht erfüllt zu haben. Und direkt am Anfang des Buches wird vom Tod ihres ältesten Sohnes berichtet.
Und was ist aus ihrer Schwester geworden? Und warum ist alles so gekommen, obwohl Theresa und Nora doch so viele Pläne hatten?

Die Geschichte wird in mehreren Zeit-Ebenen und mit Rückblenden erzählt, was die Geschichte gut gliedert und für Spannung sorgt.

Es zeigt sich, dass es ein großes Familiengeheimnis um den ältesten Sohn gibt. Der Leser merkt recht schnell, um welches Geheimnis es sich handelt. Aber die Familie weiß nicht Bescheid. Und im Grunde genommen geht es in diesem Buch darum: Es wird nicht genug miteinander geredet, vieles bleibt unausgesprochen: Uneheliche Kinder, Homosexualität, Alkoholsucht, begrabene Träume....
Jedes Familienmitglied kämpft mit seine eigenen Dämonen - und trotzdem gibt es auch Wärme und Zusammenhalt und Freude in der Familie. Denn eine andere Familie hat man nicht. Und jeder versucht, trotzdem seinen Lebensweg zu finden.

Und dies gilt auch für Nora und Theresa, die beiden so unterschiedlichen Schwestern, die durch Schicksalsschläge und vor allem durch die Moralvorstellungen der Zeit in den 50ern ihr Leben nicht so leben konnten, wie eigentlich erwünscht. Daher ist das Buch auch ein Zeugnis über die Einschränkungen, die ein Frauenleben noch vor wenigen Jahrzehnten bestimmten.
Und auch ein Buch darüber, wie Menschen mit dem Leben zurecht kommen, das sich eben so aus verschiedenen Gründen ergeben hat.