Gelungene Familiensaga

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testsphaere Avatar

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Die Geschichte beginnt 2009, Nora ist auf dem Weg zum Krankenhaus, wo ihr ältester Sohn liegt, der gerade tödlich verunglückt ist. Anhand der Gedanken, die ihr durch den Kopf gehen lernt man schon einige Charaktere kennen.
Dann folgt der Rückblick ins Jahr 1957: Nora ist 21 als sie gemeinsam mit ihrer jüngeren Schwester Nora Irland verlässt, um nach Amerika auszuwandern.
Die Schwestern sind grundverschieden, Teresa ist lebenslustig und fröhlich, aber auch belesen und klug. Nora dagegen hat nach dem Tod der Mutter, deren Rolle an den jüngeren Geschwistern übernommen. Sie kann nicht aus ihrer Haut und unterliegt den Zwängen ihres Umfelds und ihrer Zeit. Sie folgt ihrem Verlobten Charlie nach Amerika, sie liebt ihn nicht, aber sie muss und wird ihn heiraten. Für ihre Schwester wünscht sie dich eine bessere Zukunft, sie soll eine Ausbildung machen und unterrichten.
Doch Teresa wird schwanger von einem Mann, der sie nicht heiraten wird. Ende der 50er innerhalb der katholischen irischen Gemeinde ein Unding, ein Geheimnis, das nicht an die Außenwelt dringen darf.
Und so entscheidet Nora das Kind als ihres auszugeben und die Geschichte begleitet den Lebensweg der Schwestern und ihrer Familien. Das passiert abwechselnd durch die Darstellung der Gegenwart, die Vorbereitungen auf das Begräbnis und Rückblenden in die Vergangenheit.
Der Schreibstil ist klar und schnörkellos, fast wie die Protagonistin Nora, als stilistisches Mittel gefällt mir das ganz gut.
Was mir aber fehlt ist die Beschreibung der Personen, ich kann mich an keine ausführliche Personenbeschreibung erinnern, man weiß zwar, dass z.B. Patrick einen Schnauzer getragen hat, aber hat nicht das Bild vor Augen, wie ihn die Autorin sonst sieht. Die einzige Person, die ich lebhaft vor Augen hatte, war Charlie, sein Bild ist das komplexeste und er ist nach meinem Empfinden der sympathischste Charakter.
Das Ende bleibt offen, bis auf kleine Hinweise wie sich die Beziehungen entwickeln könnten, der Rest ist dem Kopfkino überlassen. Es wäre schön gewesen, wenn ein paar Geheimnisse mehr aus der Vergangenheit gelöst worden wären insgesamt jedoch eine wirklich gelungene Familiensaga, die es zu Lesen lohnt.