Nett und melancholisch

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
sursulapitschi Avatar

Von

Wer es noch nicht getan hat, sollte dringend vermeiden, den Klappentext zu lesen. Der verrät das ganze Buch, in genialer Kurzfassung, aber trotzdem hakt er alle Stationen ab.

Es ist 2009 als Patrick im Alter von 50 Jahren bei einem Autounfall stirbt. Seine Familie kann es kaum fassen. Er war zu jung. Keine Mutter sollte ihren Sohn überleben denkt Nora. Patrick war ihr Lieblingssohn. Ein Geheimnis rankt sich um seine Geburt.
In den 50er Jahren, als Nora 21 war, ist sie mit ihrer Schwester Theresa von Irland nach Amerika ausgewandert.
Ruhig und mit sehr viel Zeitkolorit wird hier ihre Geschichte erzählt. Man kann es sich sehr gut vorstellen, das Leben in Irland. Auch die beiden so verschiedenen Schwestern sieht man vor sich.

Zwischendurch springt die Handlung immer wieder ins Jahr 2003. Anfangs hat man ein wenig daran zu knabbern, diese große Familie zu sortieren. Dann wird es aber doch recht schnell banaler. Jeder der Geschwister erfährt von Patricks Tod. Man lernt sie ein wenig kennen und stellt fest, dass man damit einen recht stereotypen Querschnitt durch die amerikanische Gesellschaft bekommt. Da haben wir die Lesbe, den Businessman, den Freak und Patrick war der Alkoholiker. Es langweilt nicht, bewegt aber auch nicht gerade.
Noras und Theresas Geschichte dagegen ist fesselnd und tragisch bis in die Gegenwart.

„All die Jahre“ erzählt eine interessante Familiengeschichte. Es ist schön erzählt. Die Autorin umschifft geschickt die Tränendrüsenklippe, auch wenn es tragisch wird.
Gar nicht gefallen hat mir das Ende. Da bricht das Buch sehr abrupt ab. Natürlich will man am Schluss kein rührseliges Wiedersehen miterleben. Dennoch hätte ich mir etwas mehr Finesse gewünscht.

Das Hörbuch wird schön gelesen von Svenja Pages, die gut die Balance zwischen Emotionen und Rührseligkeit halten kann, was bei diesem Stoff wohl nicht leicht ist.