Schwesternzwist

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miro76 Avatar

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Alles beginnt mit Patricks Tod. Er ist mit seinem Auto gegen eine Betonwand gefahren. Nora, seine Mutter wird noch in der Nacht ins Krankenhaus geholt, aber er starb bereits an der Unfallstelle.
Patricks Tod bringt die Familie wieder zusammen. Die übrigen Geschwister reisen zur Totenwache an und da taucht auch eine Nonne auf, die niemand zu kennen scheint. Angeblich ist es ihre Tante, aber Nora hatte doch keine Schwester. 
Was kann da vorgefallen sein?

Erzählt wird uns die Geschichte auf zwei Zeitebenen. Die Geschehnisse jetzt, um Patricks Tod und Noras Vergangenheit. Ihre Überfahrt aus Irland um in Amerika Charlie zu heiraten, ihre Ankunft in Dorchester, die Gründung ihrer Familie und was sonst noch alles geschah.

Die irisch-katholische Gemeinschaft wird hier sehr kritisch betrachtet. Doch die Autorin bleibt respektvoll und verliert sich nicht in Klischees. Das gefällt mir sehr gut an diesem Buch. Sullivan zeigt sehr klar auf, wo diese Gesellschaft an ihre Grenzen stößt, macht dies aber völlig wertfrei. Das überlässt sie uns LeserInnen.

Zusätzlich stellt dieser Roman die großen Familiengeheimnisse in Frage. Was bezwecken diese Geheimnisse? Sollen sie wirklich jemanden schützen, oder sind sie eigentlich nur zum Selbstschutz da? Würde die Wahrheit wirklich Schaden anrichten, oder könnte sie nicht sogar das Gegenteil bewirken? Das große was wäre wenn….

„All die Jahre“ ist wieder eine großartige Familiengeschichte aus der Feder von J. Courtney Sullivan. Das Buch ist spannend, die Geschichte von Anfang an in Fluss und mitreißend. Es werden viele sensible Themen behandelt. Jedes Familienmitglied trägt sein individuelles Schicksal und kämpft mit seiner Prägung. Jeder hat seinen Platz, aus dem sich schwer ausbrechen lässt. Wie das eben so ist in Familien.

„Ohne ihn war die Familie nicht dieselbe. Wenn einer verschwand, musste sich der Rest neu sortieren.“ (S. 447)