Zum Leben ja sagen und den Tod annehmen

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heike lohr Avatar

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Die Farbgestaltung und Motivik des Covers hat auf mich einen beruhigenden Einfluss.
Der Titel und der Schreibstil von Josephine Weiß haben mich mehr als überzeugt. Für manche mag das Buch zu gefühlsbetont sein und ein Thema behandeln, das wir all zu gern verdrängen: nämlich den Tod, in diesem Fall ist das langsame Sterben an unheilbaren Krankheiten gemeint. Die Hauptfigur Marleen erlebt das Trauma des Verlusts zweimal.
Zuerst stirbt ihr abenteuerlustiger Freund Rico in Norwegen, weil er unbedingt segeln möchte-- bei ungünstiger Wetterprognose. Das lässt sie lange leiden und die Teilnahme am Leben verlieren. Als sie sich langsam erholt und bei der Psychotherapeutin Halt findet, wird ihr Hannes zum Schicksal. Der Club der Lebensmutigen wird im Gegensatz zu den Befürchtungen ihrer besorgten Mutter zu ihrer Lebenstherapie. Gerade durch die Liebe zu dem todkranken Hannes und dem Kontakt mit den anderen unheilbaren Kranken erlebt sie den Tod als zum Leben gehörig und lernt sich wieder auf das Leben einzulassen.
Die Haupt- und Nebenfiguren dieses Buchs sind so authentisch dargestellt, dass ich mir vorstellen kann, ihnen wirklich zu begegnen. Situationen und Begebenheiten sind so lebendig und realistisch, dass ich mich gerne in diesem Umkreis bewegen möchte.
Sprache und Stil sind so dem Geschehen angemessen, dass ich mich ganz und gar in dieser Welt mit ihren Gefühlen verloren habe. Die herzzerreißende Liebesgeschichte ebenso wie die individuelle Weiterentwicklung sowie dieses gegenseitige Helfen trotz aller Probleme und Gefühle bringen mir Tränen in die Augen, die ich gerne weine. Das Leben besteht aus hellen und aus dunklen Tagen, doch ohne die schönen Erinnerungen hätten wir keinen Lebensmut. Dieses Buch kann ich allen empfehlen, die sich für Menschen, Gefühle und Psychologie interessieren. Ich glaube, dass es Viktor Frankl war, der meinte: "Trotzdem Ja zum Leben sagen." In diesem Sinne kann ich diese Geschichte zur Trauerbewältigung empfehlen.