Achte auf die Farben!

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Ich habe schon lange kein Buch mehr gelesen, das mich so berührt und gefesselt hat wie dieses.

Alice, die Hauptfigur, hat seit ihrem achten Lebensjahr eine besondere Fähigkeit. Sie sieht jeden Menschen umgeben von Farben, wie eine Aura. Anhand dieser Farben kann sie erkennen, was die Menschen fühlen und auch, ob sie aufrichtig sind oder nicht. Mit zunehmendem Alter vervollkommnet sie diese Fähigkeit.

Es scheint so, als hätte sie diese Fähigkeit „bekommen“, um in ansonsten widrigen Lebensumständen mit einer manisch-depressiven Mutter zurechtzukommen. Ich habe den Eindruck, dass diese Farbempfindung, obwohl sie selbst sehr belastend für Alice ist, trotzdem eine Art Schutz für sie bildet.

Alice braucht lange, um damit umgehen zu lernen. Es ist zwar irgendwie eine Superkraft, aber Alice fühlt sich davon zunächst meistens angegriffen und überfordert.

Das Erstaunliche an diesem Roman ist, dass die Autorin es schafft, die Geschichte glaubwürdig zu erzählen. Ich weiß nicht, ob es tatsächlich Menschen gibt, denen es auch nur in ganz schwacher Form so geht wie Alice, aber der Roman ist so geschrieben, dass ich es mir vorstellen kann.

Spannend fand ich die verschiedenen Phasen von Alices Umgang mit diesem Farbensehen. Eigentlich könnte sie davon andauernd profitieren, aber nach einer Weile, in der sie es tatsächlich in einer speziellen Konstellation beim Poker erfolgreich ausprobiert, lässt sie davon ab, weil sie fühlt, dass das nicht der richtige Weg ist.

Der Roman ist in fünf Teile gegliedert, die als Titel jeweils eine Farbe tragen. Sie stehen für die verschiedenen Phasen in der Geschichte. Ich mag auch die anderen Personen, die Alices Weg kreuzen und in ihrem Leben eine große Rolle spielen, sehr gerne.

Dieses Buch ist für mich eine lebensbejahende Geschichte, die dazu ermutigt, immer auf seine Farben zu achten, auch wenn man nicht solche Fähigkeiten wie Alice hat.