"Weniger ist mehr" nicht erfüllt..

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showwhatyoulove Avatar

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Alice Kelly kann seit Ihrer Kindheit die Aura Ihrer Mitmenschen in Farben sehen. Wir begleiten Alice dabei, wie diese Fähigkeit Ihr Leben beeinflusst und wie Sie mit dieser in verschiedenen Phasen und Altersstufen umgeht.

Ich war vorab sehr angetan, da es um eine selten besprochene, überhaupt behandelte Thematik handelt. ich fand es unglaublich spannend, dass eine fiktive Person einer solch realen Situation ausgesetzt ist.

Diese Erwartungen wurden bezogen auf die physiologische Variante menschlichen Bewusstseins, der Synästhesie erfüllt. Die Autorin hat sehr gut recherchiert, ich habe mich diesbezüglich gut aufgeklärt gefühlt. In Bezug auf unseren Charakter Alice fand ich es sehr schwierig, dass Sie ab einem gewissen Zeitpunkt aufgegeben hat herauszufinden, wo der Ursprung Ihrer Fähigkeit liegt. Ich konnte den Gedankengang, mit solch einer Fähigkeit zu leben, besonders, wenn sie den eigenen Alltag dermaßen beeinflusst nicht nachzuverfolgen sehr unverständlich und unrealistisch. Ich würde alles darum geben, um mehr über diese zu erfahren.

Der Schreibstil ist stellenweise sehr verwoben, aber gleichzeitig sehr poetisch und schön. Die Autorin verwendet viele bildliche vergleiche und Metaphern.
Sie hat sehr interessante und vielseitige Charaktere geschaffen und bei vielen den wunden Punkt hinsichtlich Sympathien und Antipathien getroffen. Auch hinsichtlich meines Berufes (Erzieherin) fand ich den Verlauf der Geschichte sehr, sehr spannend, da klar gezeichnet wurde, was Ereignisse, Menschen in der Kindheit auswirken können. Auch hier wieder toll von der Autorin dargestellt. (bewusst oder unbewusst)

Den Aufbau des Buches fand ich sehr schwierig. Das Buch umfasst keine klassischen Kapitel, sondern Blöcke, welche gerne auch mal hundert Seiten beinhalten. Davon war ich persönlich kein Fan, trotz der gut gegliederten Absätze. Die Autorin wechselt zwischen Erzählungen aus dem Jetzt und der Vergangenheit. Im oberen Abschnitt wird beispielsweise von einem Ereignis aus dem Alltag der erwachsenen Alice berichtet, im Absatz darunter aus ihrer Kindheit. Thematisch haben die Absätze zwar oftmals harmoniert, hat aber größtenteils eher für Verwirrung gesorgt, da mir häufig erst im Mitte eines Absatzes eingeleuchtet ist, dass es sich um die Vergangenheit handelt. Hier hätten Zwischenüberschriften, zum Beispiel Daten geholfen.

Generell finde ich den Schlussteil der Geschichte schwächer, da ich den Eindruck hatte, dass die Lebensphasen, welche im ersten Teil eine Rolle spielten, viel intensiver behandelt wurden als die im letzten Teil. Die Ereignisse wurden zum Schluss heruntergerattert und blieben sehr oberflächlich.

Ingesamt ein empfehlenswertes Buch, für Leute, welche einen Einblick in das Thema Synästhesie bekommen wollen. Luft nach oben wäre meiner Meinung nach gewesen, weswegen ich 3,5/5 Sterne vergeben würde.

In allen Ehren aber der Mut der Autorin dieses Thema in einen Roman zu integrieren!