Dahinplätschernder Roman über eine spannende Zeit

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mangobelle Avatar

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Es ist so schade. Da schreibt ein Autorenduo über eine starke Frau, die kurz vor/ während und nach dem Zweiten Weltkrieg versucht sich innerhalb der Architektur einen Namen zu machen und dann die Möglichkeit hat, sich an der größten Prachtstraße der DDR zu versuchen. Und was kommt dabei heraus? Ein vor sich dahinplätschernder Roman bei denen man immer angstvoll auf die Seiten starrt, die noch vor einem Liegen.

Dabei beginnt es so verheißungsvoll: 1936. Ilse, Schulmädchen, deren Eltern geschieden sind, verbringt einen Samstag mit ihrem Vater. Dieser hat ein eigenes Bauunternehmen und nimmt sie gern mit zu Aufträgen. Nachmittags lässt er sie schließlich allein in seinem Büro. Diese Zeit verbringt die Tochter damit seine Pläne weiterzuzeichnen um sich dann aus lauter Angst vor der Konsequenz zu verstecken.

Während man sich noch fragt, ob und was für ein Donnerwetter es gegeben hat, springt die Handlung ins Jahr 1950. Der Krieg ist vorbei und Ilse ist nach Berlin gereist um die Pläne ihres Vaters (und von ihr) für eine neue Allee im zerstörten Ost-Berlin vorzustellen. Es werden düstere Flecken in Ilses Biographie angedeutet, es wird von Ängsten berichtet. Und immer mal wieder erfährt man zwischendurch was in den letzten Jahren geschehen ist. Aber eben immer häppchenweise.

Und genau das ist es, was mich mit diesem Historischen Roman leider nicht warm werden ließ. Ilse war mir egal. Ihre ganzen Gedanken und Wünsche/ Sehnsüchte gingen mir teilweise sogar auf die Nerven. Ich hatte aber auch gar keine Zeit sie zu verstehen. Wie sollte ich auch, wenn sich eine für sie wichtige Freundschaft innerhalb von zwei Seiten entspinnt um dann im nächsten Kapitel schon wieder auf eine harte Probe gestellt zu werden. Wie sollte ich anhand von zwei Seiten wissen, warum ihr dieser vollkommen fremde und andersartige Mensch so wichtig ist?

Außerdem haben die Autoren auch einfach zu viele Themen angeschnitten. Am Ende bleibt nur die Frage: Und was sollte das jetzt sein? Ein Roman über eine starke Frau? Davon gibt es genügend, da braucht es schon mehr. Ein Roman über Homosexualität in den 1940er/1950er Jahren? Dafür war es zu flach. Über Freundschaft? Nein, wenn Ilse ein was nicht kann, dann Freundschaften halten.
Ein Buch über Architektur? Auch das war es irgendwie nicht wirklich.

Wirklich, wirklich schade. Das Buch hatte mich extrem neugierig gemacht und ich habe es durchaus freudig angefangen zu lesen. Am Ende war es aber leider nur eins: langweilig.