Ein interessantes Stück DDR-Geschichte

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
bookwood Avatar

Von

Ulrike Gerold und Wolfram Hänel beschreiben in ihrem Roman "Allee unserer Träume" ein interessantes Stück DDR-Geschichte, das auf einer wahren Begebenheit beruht. Ilse wächst im Harz als Scheidungskind auf, das schon früh die Leidenschaft ihres Vaters teilt, Häuser zu bauen. Sie setzt sich trotz aller familiärer Widerstände durch und wird Architektin. Doch als sie sich bei einem Wettbewerb um den Aufbau der Karl-Marx-Allee in Ostberlin bewirbt, wird sie gezwungen, die Identität ihrer ungeliebten Schwester Marga anzunehmen und sich mit deren Mann zu verbünden. Ein Konstrukt, das an einem seidenen Faden hängt und mehrmals droht, entdeckt zu werden.
Helmut und Ilse werden zwar als Mitarbeiter für den Bau des Projektes engagiert, aber der jungen Frau kommen immer mehr Zweifel, ob die DDR wirklich der Staat ist, in dem sie leben kann.
Den beiden Autoren gelingt es gut, den Zeitgeist der damals jungen DDR wiederzugeben. Allerdings tat ich mich anfangs etwas schwer die Geschichte zu entwirren. Der Roman greift viele Themen und Problematiken auf (Scheidungskind, Konflikt der Schwestern, Mutter, die jüdischen Flüchtlingen hilft, kaisertreue Großeltern, Stellung der Frau, Homosexualität) so dass er an einigen Stellen überfrachtet wirkt und mir da zu wenig in die Tiefe geht. Das wird ab der Mitte des Buches aber besser, als es zunehmen mehr um die Zweifel geht, die Ilse im Bezug auf das DDR-Regime hat. Alles in allem halte ich das Buch aber für sehr gelungen, weil es eine Story erzählt, die einmal einen besonderen Aspekt der DDR-Geschichte beleuchtet. Das Cover finde ich auch ansprechend und hätte sicher in der Buchhandlung danach gegriffen.