Leider nicht so wie erwartet

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anke78 Avatar

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Die Nachkriegszeit ist für Architekten eine gute Zeit, steht doch der Wiederaufbau der zerbombten Städte an. Doch für Frauen gibt es keine Chancen einen Auftrag zu bekommen, sie werden leider nicht ernst genommen. Ilse Schellhaas ist Architektin, wie ihr Vater, der auch ihr großes Vorbild war. Ilse hat einen großen Traum: Sie möchte mit dabei sein, wenn das in Trümmern liegende Berlin wiederaufgebaut wird. Eine Möglichkeit bietet sich, als ein Wettbewerb für den Bau der Arbeiterpaläste in der Karl-Marx-Allee in Ostberlin ausgerufen wird. Doch kann sie als einzige Frau gegen ihre männlichen Kollegen bestehen? Ilse reicht die Entwürfe unter falschem Namen ein und als diese tatsächlich ausgewählt werden, wird sie von ihrem Mann erpresst und er gibt die Pläne als seine aus. Für Ilse bleibt nur die Rolle als Zuarbeiterin für die Architekten, doch das will sie nicht hinnehmen.

Ich bin hin und her gerissen, denn einerseits finde ich die Geschichte und das Thema sehr spannend, andererseits bin ich durch die Umsetzung etwas irritiert. Es gibt in der Erzählung Zeitsprünge, mal vor und mal zurück, so dass ich mich zwischendurch manchmal kurz orientieren musste, wo wir uns zeitlich gerade befinden, die Jahresangabe für das jeweilige Kapitel half hierbei etwas. Hatte die Leseprobe mir noch sehr gefallen, fand ich den Schreibstil über das gesamte Buch gesehen leider oft etwas langatmig. Schade, da das Thema eigentlich sehr viel hergibt und interessant ist. Eine starke und mutige Frau, die sich in den Nachkriegsjahren in ihrem Beruf behaupten und die Männerdomäne durchbrechen will. Merkwürdig fand ich auch, dass jeweils zu Beginn des Kapitels in einigen Sätzen der Inhalt kurz zusammengefasst vorweggenommen wurde. Somit wusste man eigentlich schon vorher, was auf den folgenden Seiten geschieht, denn es wurden tatsächlich auch die Wesentliche Inhalte des Kapitels vorab „verraten“. Dadurch fiel die Spannung leider ab, zusätzlich wirkten einige Begebenheiten etwas konstruiert. Natürlich ist das Thema Architektur wichtig für diese Geschichte, aber teilweise fielen die Erklärungen hierzu etwas ausführlich aus.
Ilse ist natürlich die Hauptperson in der Erzählung und sie wirkt auch sehr sympathisch. Sie ist eine starke Frau, die sich nicht unterkriegen lassen will und für ihre Träume kämpft. Die anderen Charaktere bleiben im Hintergrund, über sie erfährt man nicht so viel, was in einigen Fällen schade ist.

Auf die Geschichte und das Thema war ich sehr gespannt, doch leider wurden meine Erwartungen nicht ganz erfüllt. Daher bekommt „Allee unserer Träume“ nur drei Sterne.