Leider wurde ich enttäuscht

Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
butterfly72 Avatar

Von

Berlin in den Nachkriegsjahren: Eine Stadt in Trümmern, wovon sich die Menschen aber nicht entmutigen lassen. Die junge Architektin Ilse träumt davon, die Stadt wieder aufzubauen und Wohnungen für die einfachen Arbeiter zu schaffen. Als sie in Ostberlin bei dem Wettbewerb für den Bau der Arbeiterpaläste in der Karl-Marx-Allee mitmacht, sieht sie ihre große Chance, lässt sich dann aber kurzentschlossen auf einen Kompromiss ein, der ihr Leben und ihre Träume schlagartig ändert.

Die Erzählweise gefällt mir ganz gut, obwohl es überhaupt nicht spannend ist, von einer packenden Geschichte mal abgesehen. Trotzdem war ich nach anfänglicher Euphorie doch enttäuscht von diesem Buch. Zu Ilse konnte ich überhaupt keine Verbindung aufbauen, sie war mir einfach blauäugig. Irgendwie scheint sie mir keine eigene Meinung zu vertreten, dann wieder doch, denn sie ist ziemlich sprunghaft und passt sich den Situationen an. So wie es für sie am besten ist und ihr Vorteile bringt, sie unterscheidet sich also nicht so groß von den Männern. Das hat für mich nichts mit einen Weg finden und Träume verwirklichen zu tun. Hätte sie ihre Entwürfe als ihre eigenen ausgegeben und nicht betrogen, sich anschließend durchgekämpft und sich nicht unterkriegen lassen, das hätte etwas damit zu tun gehabt. Sie ist einfach den bequemen Weg gegangen und hat dafür die Quittung bekommen, nicht unverdient. Sie ist leichtgläubig an die ganze Sache rangegangen, bei vielen Dialogen und Szenen mit/von Ilse musste ich einfach mit den Kopf schütteln. Sie weiß, was richtig und falsch, gut und schlecht, dazu was ihr gefällt und was nicht, aber sie kann sich trotz allem keine eigene Meinung, zu der sie dann auch hundertprozentig steht, bilden. Das ist schade, gerade für so eine Frau mit einer blühenden Zukunft.

Sympatisch waren mir von Anfang ihre Eltern, die geschieden sind. Leider hat man vom Vater nach den ersten Kapiteln nicht mehr viel erfahren, erst nach der Hälfte des Buches. Die Mutter habe ich für ihren Einsatz für die Juden, für das, was sie getan hat, um anderen zu helfen, sehr bewundert. Das Buch fing vielversprechend hat, liess dann deutlich nach. Allein die historischen Fakten waren sehr interessant und sehr gut recherchiert. Wer einen Bezug zu der DDR hat, der findet sich auch schnell in dieser Materie wieder. Die Umsetzung des Buches war für mich enttäuschend und nicht gut durchdacht. Während jedes Kapitel mit Ort und Zeit datiert wurde, was noch gut war, stand außerdem noch ein kurzer Teaser zum Kapitel drunter. Ich habe nach der Hälfte aufgehört, ihn zu lesen, weil schon alles verraten wurde aus dem kommenden Kapitel und man sich das Lesen eigentlich sparen konnte, denn mit der Spannung war es dahin.

Meine Erwartungen waren hoch, doch ich wurde letztendlich von einer langatmigen und total unspannenden Geschichte enttäuscht. Nach der Hälfte des Buches habe ich mir nur noch durchgekämpft und war dann froh, als es zuende war.