Nachkriegsjahre

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regenprinz Avatar

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Ich war sehr gespannt auf diesen historischen Roman um die Architektin Ilse Schellhaas und meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht.

Die bildhaft und lebendig erzählte Geschichte beginnt mit Ilses Kindertagen. Als eines der seltenen Scheidungskinder jener Zeit eifert sie dem Vater nach, der in Thüringen einen Baubetrieb hat. Wie er will Ilse Häuser bauen - am liebsten solche, die bis in den Himmel wachsen. Die Chance dazu bekommt sie nach dem Krieg und erst über einige Umwege: Sie wird Teil der Architektengruppe, die in Berlin eine Prachtstraße für die Arbeiter der DDR baut, die später so benannte "Stalinallee".

Mir hat es gut gefallen, dass sich die Handlung des Romans nicht allein auf das Thema Architektur konzentriert, die ja Ilses großer Traum ist und bleibt, sondern dass all die schicksalhaften Irrungen und Wirrungen in ihrem Leben ebenso viel Raum bekommen. So muss Ilse zeitweise die Identität ihrer ungeliebten Schwester Marga übernehmen oder Entscheidungen treffen, die ihr Leben jeweils grundlegend verändern. Dabei geht es nach dem niedergeschlagenen Arbeiteraufstand im Juni 1953 natürlich auch um die Frage, ob sie in der DDR bleiben kann und will ...

Ich will hier inhaltlich nicht zu viel verraten, aber es hat mir gut gefallen, dass der Roman Ilses Leben so weitreichend umfasst. Auch das Ende fand ich da stimmig, es knüpft zudem auf schöne Weise einen Bogen in die Zukunft.
Wirklich interessant fand ich außerdem jene Szenen, in denen echte historische Persönlichkeiten wie z.B. Walter Ulbricht oder Bertolt Brecht vorkommen, auch wenn die Geschichte fiktiv ist. Von den Nebenfiguren mochte ich Emmi und Hans am liebsten.

Fazit: Ein spannender und detailreicher Roman um die Träume einer jungen Architektin, mit interessantem Fokus auf die Nachkriegsjahre in Berlin bzw. die Anfangszeit der DDR.