Schöner Rückblick in die Anfangszeit der DDR

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leseratte61 Avatar

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Schöner Rückblick in die Anfangszeit der DDR
Klappentext:
Eine junge Architektin und ihr Traum von der größten Prachtstraße der DDR

Berlin in den Nachkriegsjahren: Die Stadt liegt in Trümmern, doch die Lebenslust der Menschen erwacht. Die junge Architektin Ilse hat eine Vision. Sie will die Stadt wiederaufbauen und Wohnungen auch für die einfachen Arbeiter schaffen. Der Wettbewerb für den Bau der Arbeiterpaläste in der Karl-Marx-Allee in Ostberlin ist ihre große Chance. Als einzige Frau will sie sich gegen ihre männlichen Kollegen durchsetzen. Und ihre Pläne werden tatsächlich ausgewählt. Aber ihr Ehemann erpresst Ilse und gibt die Entwürfe als seine eigenen aus. Ilse soll den Architekten nur zuarbeiten. Enttäuscht fasst sie einen Entschluss: Sie wird diese Ungerechtigkeit nicht hinnehmen, sondern um ein freies Leben und den richtigen Mann an ihrer Seite kämpfen.
Fazit:
Ich habe mich für dieses Buch entschieden, weil ich mehr über die Anfangszeit der DDR erfahren wollte. Diesem Anspruch konnte das Buch gerecht werden. Viele Fakten, die wir in der Schule lernen mussten, wurde hier auf andere Art erzählt. Vom Größenwahn der Politiker, über die Not der Arbeiter bis hin zur Misswirtschaft, fanden Eingang. An manchen Stellen musste ich erst mal innerhalten, um nicht von der Masse der Informationen erschlagen zu werden. Sehr gut recherchiert.
Auch wenn ich mich nicht so in die Protagonisten einfühlen konnte, wie in anderen Romanen, hat mir Ilse imponiert. Sie hatte ihren Traum und hat alles getan, was in ihrer Macht stand, um ihn zu verwirklichen. Die anderen Protagonisten waren mir teilweise sehr unsympathisch in ihrer Art, sich mit aller Macht nach oben zu dienen. Die Machtrangeleien der Architekten waren mir teilweise dann doch zu viel, da wäre eventuell weniger mehr gewesen.
Es gab für mich auch weitere interessante Gesichtspunkte, die durch dieses Buch wieder in mein Bewusstsein gelangten. So zum Beispiel der Umgang mit Schwulen und Lesben in dieser Zeit. Auch in der DDR wurden sie noch verfolgt und mussten mit Ausgrenzung leben. Mir war nicht mehr so klar, dass solche Ausgrenzungen auch nach der Nazi-Zeit noch galten. Auch dieser Teil war gut recherchiert und passte in die Handlung.
Der geschichtliche Hintergrund hat mir sehr gut gefallen, da er sehr bildhaft in das Geschehen integriert war. Allerdings benötigte ich durch die vielen Fakten auch meine Zeit, um das Buch zu lesen, da ich manches erst nachlesen und sacken lassen wollte.
Alles in Allem ein lesenswertes Buch, ohne reißerischen Anspruch, dass diese Zeit sehr gut näher bringt.