Packender und berührender Überlebenskampf auf hoher See

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la calavera catrina Avatar

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„Es ging nicht mehr um Rettung. Es ging ums Überleben. Vorher hatten wir Hunger gehabt, jetzt verhungerten wir.“

Schon das Cover hat mich fasziniert, aber nie hätte ich gedacht, dass mich eine Geschichte so packen könnte und ich am Ende so wehmütig sein würde, weil die letzte Seite umgeblättert ist.

Es geht um den fünfzehnjährigen Engländer Bill, der bei einem Sturm verloren geht. Die Geschichte wird aus seiner Perspektive erzählt. In einem kleinen Boot rettet er das Mädchen Aya, aus den Klauen des Meeres. Trotz kultureller Unterschiede und verschiedener Sprachen, lernen sie, einander zu verständigen und zu vertrauen. Aya ist stur, zurückhaltend und geheimnisvoll. Bill ist offenherzig, aber respektiert ihre Grenzen. Um dem Hunger, Durst und der erbarmungslosen Sonne zu entfliehen, erzählt Aya Geschichten, die an Märchen aus Tausendundeiner Nacht erinnern. Es scheint, als wären Botschaften der Hoffnung darin versteckt, wenn mutige Frauen, Dschinns und unschätzbare Kostbarkeiten, ihre Fantasie bevölkern.

Chris Vick hat seine Leidenschaft zum Meer und Liebe zu Geschichten in seine Sprache einfließen lassen. Der Erzählstil ist einfach großartig. Ihm sind wundervolle Charaktere gelungen, die über sich hinauswachsen, mit Tapferkeit und Herz. Dabei konnte man sich gut in Bills anfänglicher Zurückhaltung hineinversetzten, während Aya schon einiges durchgemacht hat, und mit ihrem Überlebenswillen beeindruckt. Ich hätte nicht erwartet, dass mich die Geschichte so packen würde. Es ist so spannend und atmosphärisch geschrieben, poetisch und eindrücklich, ganz ohne Bewertungen - alles gut ausbalanciert. Das Meer schenkt schöne und furchtbare Momente, sorgt für spannende Wendungen und ein Ende, mit dem ich nicht gerechnet hätte.

Ein wundervoller Roman, der von dem unschätzbaren Wert der Gemeinschaft erzählt, einen Eindruck davon vermittelt, wie es ist, auf hoher See verschollen zu sein und die Bedeutung von Geschichten hervorhebt. Eine absolute Leseempfehlung für alle - geeignet für Kinder ab zwölf Jahren.