304-seitiges Lesevergnügen voller tragikomischer Momente

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fannie Avatar

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WGs sind nur was für Studenten und junges Gemüse? Weit gefehlt! Ricarda, Philip, Harry, Eckart und Uschi – alle 60 plus – treten den Gegenbeweis an. Die fünf Senioren und der dicke Dackel Ralf ziehen gemeinsam in eine große Wohnung in Köln ein. Anfangs ist alles ein großer Spaß, obwohl Eckart für Erstaunen sorgt, als er mit dem Grabstein seiner vor Jahren verstorbenen Frau sein Zimmer möbliert. Doch dann erleidet Uschi einen Schlaganfall. Für Ricarda steht unverrückbar fest: Die Freunde werden Uschi nach dem Klinikaufenthalt und der anschließenden Reha pflegen. Doch dieses edle Vorhaben erweist sich in der Realität alles andere als einfach und sorgt für reichlich Zündstoff.

Schon das fröhlich-bunte Cover von Beatrice Meiers erstem Roman “Alleine war gestern” lässt erahnen, dass zwischen den Buchdeckeln eine Menge Humor lauert. Und so ist es in der Tat: Die Autorin lässt ihre fünf unverwechselbaren und liebevoll geformten Charaktere allerhand skurrile und lustige Situationen durchleben. Ich habe beim Lesen oft laut lachen müssen. Doch ebenso mühelos wie gekonnt legt Beatrice Meier den Schalter um und schlägt auch ernste Töne an: Bei Uschis Schlaganfall, der allgegenwärtigen Trauer von Eckart um seine Frau, der aufreibenden Pflege von Uschi. Dennoch versinkt die Geschichte niemals in Schwermut und bleibt durch und durch ein Unterhaltungsroman mit wunderbaren Darstellern und frechen Dialogen. Die Geschichte ist genauso lebendig wie Harry, Ricarda und Co.: Alles ist ständig in Bewegung, nie wird es langweilig. Auch die Nebendarsteller, allen voran Harrys Särge malender Enkel Timmi, sind einzigartig.

Die Verfilmung des Buches, die am 20. März 2015 ihre TV-Premiere im Ersten feierte, kam trotz guter Schauspieler meiner Meinung nach nicht an die literarische Vorlage heran. Mein Rat lautet deshalb: Lieber zum Buch greifen! Denn “Alleine war gestern” ist ein 304-seitiges Lesevergnügen voller tragikomischer Momente.