Abenteuer Senioren-WG

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rippchen Avatar

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Gemeinsam statt einsam: Gemäß diesem Motto teilt sich ein skurriles Ü-60-Team eine Wohnung als gemeinsames WG-Pflaster: Der zurückhaltende pensionierte Sparkassenbeamte Eckart, die burschikos-dekorationsverliebte Fleischfachverkäuferin Uschi, der mit flotten Sprüchen auftrumpfende, Zopf tragende und „Tüten“ qualmende Taxifahrer Harry, die energische Psychotherapeutin Ricarda und der aus Afrika zurückgekehrte „Arzt ohne Grenzen“ Philip. Gemeinsam mit WG-Dackel „Ralf“ sind sie die Hauptakteure in Beatrice Meiers Roman „Alleine war gestern“.
So unproblematisch die Aufteilung der Räumlichkeiten zu Beginn, so unterschiedlich stellen sich in der Folge die Biografien der neuen Bewohner sowie deren Charaktere dar – und genau die sind das Salz in der WG-Suppe.
Dass im weiteren Verlauf der (Lebens-)Geschichte bei dem kontrastreichen Quintett nicht alle Tage eitel Sonnenschein herrscht, sondern auch manches Stürmchen durch die Senioren-Kommune fegt, lässt sich bereits nach den ersten Seiten erahnen.
Längst vergangen geglaubte Gefühle und überschwänglich zelebrierte Problemchen spielen dabei ebenso eine Rolle wie verzweifelte Kämpfe mit dem eigenen Ich oder um den einen oder anderen WG-Mitbewohner. Das Karussell der Emotionen bleibt in Schwung und bringt den Leser angesichts rührender Szenen von Liebe und neckischen Kabbeleien über Hilflosig- und Einsamkeit bis hin zu enger Freundschaft und Zusammenhalt mal zum Lachen, mal zum Nachdenken.
Dafür sorgt nicht nur der Inhalt des Romans, sondern auch die humorvolle Schreibweise der Autorin. Mit übersichtlichen Kapiteln, kurzen Sätzen, prägnanten Beschreibungen, witzigen Dialogen und insgesamt einer gehörigen Portion sprachlichem Augenzwinkern schildert sie unterhaltsam-kurzweilig die Macken und Eigenheiten des bunt zusammen gewürfelten Trüppchens. Das gelingt so fesselnd, dass sie den Leser sozusagen als „sechsten Mann“ hautnah in die WG einschleust.
Fazit: Es ist eines jener Bücher, die der Leser gewissermaßen in einem Rutsch „inhaliert“ – und dann überrascht (und vielleicht auch ein wenig wehmütig) ist, wenn er mit der letzten Seite die lieb gewonnene WG verlassen muss…