Eine kunterbunte Senioren-WG

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lilli333 Avatar

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Inhalt:
Philip ist Arzt. Nach 35 Jahren in Afrika kehrt er wieder in seine Heimatstadt Köln zurück, um sich um seine Mutter zu kümmern. Doch die alte Dame stirbt drei Tage vorher und hinterlässt ihrem Sohn eine schöne, große Altbauwohnung. Als Philip dann auf der Domplatte zufällig seine alte Jugendfreundin Ricarda trifft, die wegen Sanierungsarbeiten für einige Monate aus ihrer Wohnung ausziehen muss, hat er einen spontanen Einfall: eine WG in seiner geerbten Wohnung.

Meine Meinung:
Ich fand die Idee der Senioren-WG sehr ansprechend, zumal es eine wunderbar bunte Truppe ist. Da haben wir einmal den freundlichen Philip, der sein halbes Leben im afrikanischen Busch verbracht hat, die perfekt organisierte Psychologin Ricarda, den kiffenden Taxifahrer Harry, den trauernden Witwer und pensionierten Sparkassenbeamten Eckart und die fröhliche und pragmatische Wurstfachverkäuferin Uschi. Dass das Zusammenleben so unterschiedlicher Typen nicht reibungslos vonstatten geht, dürfte klar sein. Und ich hätte mir ehrlich gesagt viel mehr witzige und spannungsgeladene Situationen vorstellen können, als das Buch letztendlich zu bieten hat. Insofern hat mich Beatrice Meier ein wenig enttäuscht. Die Handlung plätschert anfangs etwas vorhersehbar vor sich hin und mir fehlte einfach der Pepp. Erst etwa zur Mitte hin wurde ich wirklich überrascht und war dann gespannt, wie sich die Geschichte weiterentwickelt. Zum Schluss schwenkt die Autorin dann zwar wieder in erwartete Bahnen ein, doch war das für mich in Ordnung, weil es dann einfach passte.

Der Humor in diesem Buch war mit etwas zu gekünstelt bzw. altbacken. Aber wer über Versprecher à la „terroristisch“ statt „theoretisch“ lachen kann, ist hier genau richtig.

Auffällig sind die recht kurzen Kapitel und die häufigen Perspektivwechsel, bei so vielen Protagonisten aber nicht verwunderlich. Der Schreibstil ist einfach und locker zu lesen. Von den Figuren bekommt man schnell ein einigermaßen klares Bild. Besonders gut gefiel mir Harry, der mit seiner unverblümten Art für etwas Schwung in der Bude sorgt. In Rückblicken erfährt man mehr über das frühere Leben der WG-Bewohner. Dies war stellenweise etwas trocken zu lesen.

Beatrice Meier hat auch das Drehbuch zum gleichnamigen Film geschrieben, der 2015 von der ARD ausgestrahlt werden soll. Als Film kann ich mir die Geschichte noch um einiges lebendiger und unterhaltsamer vorstellen.

Fazit:
„Alleine war gestern“ ist nette Unterhaltung mit ernsthaften Themen, nett zu lesen, aber bleibenden Eindruck wird das Buch bei mir wohl nicht hinterlassen.