eine WG gegen die Einsamkeit

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frenx51 Avatar

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Wer schon mal in einer WG gelebt hat, kennt es, man lebt mit Menschen zusammen, die man noch nicht so lange kennt und die sich mit der Zeit öffnen und ihren wahren Charakter zeigen. Manchmal ist dieses Leben fabelhaft, man unternimmt viel zusammen, manchmal lebt aber auch jeder für sich oder man wird sich nicht einig und Streit ist vorprogrammiert.
Ricarda, Uschi, Philip, Harry und Eckart stellen sich dieser Herausforderung, sie kennen sich zum Teil aus alten Freundschaften oder von Philip´s Mutter, doch sie sind bereits alle über 60 Jahre alt. Als Philip zurück aus Afrika kommt, ist seine Mutter verstorben und er erbt die große Wohnung und ihren Dackel Ralf. Eigentlich möchte er die Wohnung verkaufen, doch dann trifft er seine Freundin Ricarda wieder, die verzweifelt nach einer Übergangswohnung sucht, da ihre Wohnung renoviert werden muss. Und so hat Philip die Idee eine WG zu gründen. Schnell findet er auch die drei anderen Mitbewohner. Alle fünf sind Charaktere, die unterschiedlicher nicht sein können. Ricarda ist Psychotherapeutin, hat eine erwachsene Tochter, ihr Mann ist vor 5 Jahren gestorben, sie ist die Kontrollperson, die nicht aufgeben kann und bei der alles geregelt sein muss. Philip ist Arzt, der die letzten Jahre in Afrika gelebt und gearbeitet hat, er war der beste Freund von Ricardas Mann und hegt immernoch Gefühle für Ricarda. Durch die Gründung der WG versucht er auch ihr näher zu kommen und sie für sich zu gewinnen. Uschi ist Fleischfachverkäuferin, die schon einige Pokale, auf die sie sehr stolz ist, gewonnen hat, sie wird von ihrem Chef in Altersteilzeit geschickt und ist die Froh-Natur der WG, die mit ihren Horoskopen und Kalendersprüchen, ihrem Liebling dem Fleisch und ihrem dauerhaften Lächeln und positiven Gemüt die WG zusammenschweißt. Harry hingegen ist froh, dass er bei seiner Tochter und ihrem neuen Freund, dem Stecher, endlich ausziehen kann, denn sie sind nicht immer glücklich über die Erziehungsversuche und seinen Lebenstil. Harry nimmt kein Blatt vor den Mund, ist immer offen und 100% ehrlich, und hat immer einen Spruch auf Lager, das aber auch den ein oder anderen bösen Blick oder Streit hervorruft. Nebenbei fährt er Taxi, raucht Zigaretten oder Gras und trinkt gern Bier. Eckart hingegen lebte nach dem Tod seiner Frau allein, doch nun verlässt sein Sohn Deutschland, um mit seiner Freundin nach Neuseeland auszuwandern. Eckart ist immer sehr ruhig, hat zu Beginn Probleme sich in die Gemeinschaft zu integrieren, was vielleicht auch an dem Grabstein von seiner toten Frau liegt, den er mit in die WG gebracht hat. Doch tut er keiner Fliege was zu leide und meint es mit allen gut. Und zum Schluss noch Ralf, der kleine dicke Dackel von Philip´s toter Mutter, der gern Wurst ist, spazieren geht, apportieren hasst, sich aber schnell an die neuen Mitbewohner gewöhnt, auch wenn er sie nicht immer verstehen kann.
Diese bunte Mischung bietet eine spannende Geschichte, die von Freude, Gefühlen, Spaß und gemeinsamen Aktivitäten, aber auch von Schicksalsschlägen, Trennungen, Hoffnungslosigkeit und Trauer geprägt ist. Das WG-Leben hat sich gerade normalisiert als ein Schicksalsschlag passiert, der alles drunter und drüber gehen lässt. Es ist ein spannendes Buch, das zum lachen und mittrauern animiert und durch die unterschiedlichen Perspektiven der Hauptakteuere sehr authentisch und realistisch dargestellt wird. Man kann sich sehr gut mit den Charakteren und dem WG-Leben identifizieren und sich an das eigene Leben in einer WG erinnern und zurück sehnen. Ich finde es ist ein sehr gut gelungener erster Roman der Autorin, der wunderbar zu lesen war. Ich freue mich auf jeden Fall schon sehr auf die Buchverfilmung und bin gespannt ob sie mit dem Buch mithalten kann, das für mich eins meiner Lieblinge in diesem Jahr darstellt, da es ein aktuelles Thema ist, das auf humorvolle, aber auch realistische Art und Weise dargestellt wird.