Willhaben unter den Romanen

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emmmbeee Avatar

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Laurie, 36, ist seit 18 Jahren mit Dan zusammen. Sie wäre einer Ehe und Kindern nicht abgeneigt, doch Dan wollte bisher nicht so recht. Da erfährt sie, dass eine Berufskollegin von Dan schwanger ist und er Laurie deshalb verlässt.
Um aus dem tiefen Schmerz herauszufinden, geht sie auf das Angebot des Firmen-Casanovas ein, eine Fake-Beziehung mit ihm einzugehen. Dieser Jamie verspricht sich, dadurch seriöser zu wirken und in der Rangleiter aufzusteigen. Laurie indes gewinnt dadurch persönlich an Boden, und ihre Freundin Emily unterstützt sie dabei nach Kräften. Prompt reagiert Dan eifersüchtig. Vielleicht findet er doch noch zurück zu der Frau, die er so stark verletzt hat? Doch dann gerät die geplante Fahrt aus dem Ruder.
In ihren neuen Single-Status bekommt Laurie nach der Mitleidswelle im Büro das Machogehabe, den Rassismus und Sexismus ihrer Arbeitskollegen schmerzhaft zu spüren. Wie weit geht diese Fake-Beziehung eigentlich? Ist sie noch zu stoppen?
Meine Sympathien fokussieren sich nicht nur auf Laurie, sondern sind auch auf ihre engsten Freunde gerichtet, sogar auf Dan und den Womanizer Jamie. Denn beide zeigen durchaus ihre Qualitäten.
Wenn ein neuer Roman von Mhairi McFarlane erscheint, möchte ich ihn lesen. Bisher hat mich noch jeder in seinen Bann schlagen können. Dieser ist süffig zu lesen und laviert mit ordentlich Drive durch ein Auf und Ab der Befindlichkeiten. Mhairi McFarlane spielt auf der kompletten Klaviatur der menschlichen Gefühlswelt. Überraschende Szenen am laufenden Band sorgen dafür, dass man das Buch nicht so schnell aus der Hand legt.
Es geht um Sein und Schein, um Zusammenhalt und Selbstbehauptung, um kritische Auseinandersetzung mit Rassismus und Sexismus. Mir gefällt die Entschlusskraft, mit der Laurie und Emily zu Werke gehen, um den Schmerz zu besiegen. Die einzelnen Charaktere sind plastisch herausgearbeitet, etwa die Giftnudeln am Empfang, denen nichts entgeht und die sich gern in Schadenfreude und Häme suhlen. Den Humor fand ich nicht ausgesprochen britisch.
Es kommt nicht oft vor, dass weiße Autoren farbige Protagonisten wählen. Meist muss erst darauf hingewiesen werden, dass sie nicht dem blassen Stereotyp entsprechen. Dass McFarlane diese à priori-Festlegung durchbrochen hat, gefällt mir besonders. Und auch, dass man bereits am Cover die Werke der Autorin auf den ersten Blick erkennt. Ein Buch, das ich allen empathischen Menschen mitbringen würde.