Schluss mit neuen Mitbewohnern

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owenmeany Avatar

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Welch enorme Integrationsleistung in Patchworkfamilien gerade diejenigen aufzubringen haben, die nicht für die Situation verantwortlich sind, können Außenstehende gar nicht ermessen. Da dringen Fremdkörper in die Intimsphäre ein - und meistens trifft es die Jüngsten.

Umso verdienstvoller beurteile ich deshalb das Unterfangen, diesen komplizierten Sachverhalt auf das Auffassungsvermögen von Leseanfängern herunterzubrechen. Das vorliegende Kinderbuch macht Lust zum Lesen, lädt zur Identifikation ein, überfordert nicht und lebt von einer geglückten Homogenität von Text und Illustrationen.

Die geschilderten Situationen sind dem kindlichen Alltag in überzeugender Weise entnommen und beschönigen nichts, vielmehr greifen sie in die Mottenkiste kindlicher Grausamkeiten wie dem Deponieren von Ekelerregendem im Refugium Bett und dem brutalen Traktieren des Lieblingsschmusetiers. Ein Happyend entspricht den Erwartungen der Zielgruppe, die man auch nicht frustrieren sollte.

Was mir etwas sauer aufstößt, ist die undifferenzierte Schwarzweißzeichnung der Charaktere, wobei sich die Ich-Erzählerin erstaunlicherweise als "die Böse" entpuppt und die Invasorin Laura als überragende, talentierte und sozial kompetente Lichtgestalt beschrieben wird. Aufgrund von deren mutigem Verhalten löst sich der Konflikt dann auch ganz schnell, und alles ist Friede - Freude - Eierkuchen.

Ich glaube, Grundschulkinder können schon verstehen (und sollten es auch!), dass alle Individuen über ureigene Stärken und Schwächen verfügen und diese möglichst gleichberechtigt einsetzen sollten.

Davon abgesehen empfehle ich das Buch nicht nur Betroffenen, sondern allen Kindern, die dadurch Einblick erhalten in weit verbreitete Familienformen.