Es ist nicht immer Alles wie es scheint!

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anni1609 Avatar

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Kate und Callum begegnen sich 1985 zufällig im Pub von Callums Bruder Fergus. Der 39-jährige Callum hilft seinem Bruder und die 22-jährige Studentin Kate ist als neue Aushilfskraft eingestellt worden. Obwohl Callum in einer glücklichen Ehe mit Belinda lebt und in naher Zukunft dreifacher Vater wird, fühlt er sich von Beginn an besonders angezogen von Kate.
17 Jahre später – somit 2002 – haben Beide ein eigenes Leben und leben dies mehr oder weniger glücklich. Es scheint Alles in geregelten Bahnen zu laufen, bis sich Beide zum ersten Mal nach 1985 wieder begegnen. Wird diese Begegnung Änderungen mit sich bringen?

Ruth Jones hat es geschafft, mich in erheblichem Maße an ihren 480-seitigen Roman „Alles begehren“ zu fesseln. Die Autorin verfügt über einen angenehmen, gut lesbaren, aber auf keinen Fall zu leichten Schreibstil. Sie schreibt und beschreibt bildhaft, detailliert und arbeitet besonders die Gefühle und Denkweisen der Handelnden heraus. Dem Leser ist es von Beginn an möglich, sich in die unterschiedlichen Figuren einzufühlen und die Handlung somit hautnah mitzuerleben. Gut ist, dass die Autorin sich nicht auf eine Seite der handelnden Figuren zu stellen scheint. Viel mehr beschreibt sie die Handlung scheinbar objektiv und überlässt dem Leser selbst die (moralische) Beurteilung des Gelesenen.
Der Roman ist aufgeteilt in verschiedene Abschnitte. Nach dem Prolog aus dem Jahr 1985 nimmt Ruth Jones den Leser direkt mit in das Jahr 2002. In diesem Abschnitt wird der Leser über die geschehenen Dinge und das „aktuelle“ Leben der Protagonisten aufgeklärt, bevor der Roman erneut in eine, dieses Mal etwas längere Rückblende, in das Jahr 1985 wechselt. Der Hauptabschnitt findet allerdings im Jahr 2002 statt. Als Leser wird man durch die verschiedenen Handlungszeiten aufgefordert, den Roman aufmerksam zu verfolgen. Darüber hinaus reichert die Autorin den Leser durch dieses Stilmittel erst nach und nach mit wichtigen Informationen an. Es gelingt ihr hiermit, dem Leser stets unerwartete, neue Informationen zu bieten, die wichtig für die Ganzheit der Handlung sind. Auch in den einzelnen Kapiteln lässt Ruth Jones die jeweiligen Figuren häufig in Gedanken in die Vergangenheit zurück kehren, womit erneut weitere Informationen für den Leser frei werden und dieser die einzelnen Figuren besser verstehen kann.
„Alles begehren“ wird aus unterschiedlichen Sichtweisen erzählt. Stets aus der 3. Person lässt Ruth Jones die unterschiedlichsten Figuren zu Wort kommen. Die beiden eigentlichen Protagonisten, Callum und Kate, stehen somit nicht allein im Vordergrund. Dadurch, dass die Handlung von den verschiedensten Handelnden berichtet wird, erhält der Leser zahlreiche Informationen für die Handlung. Er kann die verschiedenen Denkweisen und Handlungen der Figuren besser nachvollziehen und kann sich sehr gut hineinversetzen in das Gesehen. Besonders die Gefühle der einzelnen Personen stellt die Autorin mit dieser Erzählweise dar. Sie erlaubt dem Leser Einblicke in das Innere der Figuren.
Für ein flüssiges Lesen verzichtet die Autorin auf umständliche Fremdwörter. Die Kapitellängen sind sehr angenehm, aber im Verlaufe des Romans äußerst verschieden.
„Alles Begehren“ von Ruth Jones ist erschienen im Harper Collins Verlag und besteht aus 480 Seiten. Mir liegt der Roman in gebundener Form (Hardcover) vor und erscheint sehr hochwertig. Trotzdem ist die Ausstattung eher puristisch, was auch für die Covergestaltung gilt. Allerdings scheint das Cover vollkommen passend für diesen Roman. Als besondere Ausstattung kann ich noch das Lesebändchen nennen. Auf dem Einband befinden sich noch ein Klappentext und eine kurze Information zur Autorin.

Dieser Roman hat mich gefesselt wie in letzter Zeit kein zweites Buch. Die Handlung ist nicht besonders weltbewegend bei diesem Buch, aber der Schreibstil der Autorin und ihre Fähigkeit die einzelnen Figuren für den Leser extrem realistisch fühlbar zu machen, hat mich fasziniert. In „Alles begehren“ steckt dabei viel mehr als ein schnulziger Frauenroman. Vielmehr geht es um den Blick hinter eine Fassade und das Erkennen der wichtigen Dinge des Lebens. Ich kann diesen Roman wärmstens weiter empfehlen, vor allem für Frauen.