Alle Waschzettel sind Spielverderber

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owenmeany Avatar

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Waschzettel verraten grundsätzlich zu viel und nehmen einem von vornherein die Spannung, weil man dann während des Lesens dauernd auf "das Eine" wartet. Und dabei fand ich die Nummer mit dem Häcksler schon im Film "Fargo" hochgradig unappetitlich und hätte ein Buch beinahe ignoriert, das es nötig hat, auf solch altbewährte Schockeffekte zu bauen.

Im Laufe der Leseprobenlektüre amüsierte ich mich dann wider Erwarten über den fulminanten Einstieg und die geschickt angelegten Perspektivenwechsel. Delikate Pinselstriche erwecken die handelnden Personen zum Leben, innere Monologe gewähren Einblick in eine schwarze Naziseele und einen opportunistischen Windbeutel.

Nebenbei brilliert der Autor durch technischen Sachverstand und vermittelt hochinteressante Fakten über Abwasserreinigung. Besonders die Ergießungen zum Thema "Rentieren" sind ein Kabinettstückchen der Satire, und das bereits auf den ersten dreißig Seiten ausgebreitete Portrait der österreichischen Kleinstadtgesellschaft in einer herrlich ironischen Sprache hat meinen Appetit auf mehr angeregt.