Interessanter Schreibstil - Thema nicht

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suse9 Avatar

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"Alles Fleisch ist Gras" fängt ganz nett mit der Schilderung eines Stelldicheins zwischen Chef eines Klärwerks - Anton Galba - und seiner Angestellten Helga auf einem Hochstand im Wald an. Dies wird beobachtet und gefilmt von Roland Mathis - ebenfalls Angestellter des Klärwerks. Der Autor lässt uns nicht nur in die Gedankenwelt von Anton sondern auch in die von Roland. Gerade diese scheint nicht gesund, und zunehmend wächst die Bedrohung, die von ihm ausgeht. Dass er dann seinen Chef erpresst, kommt nicht unerwartet, und auch die Lösung dieses Problems - ein kleiner Stubbs und der Sturz die Treppe hinunter - ist es nicht.

Galba könnte nun zur Polizei gehen, den Unfall und seinen Seitensprung gestehen und das wärs. Aber nein, sicher wird er das nicht tun. Einerseits scheute er bisher immer Herausforderungen und ging stets den leichten Weg, andererseits wäre das Buch dann ja schon zu Ende. Ich mag Menschen nicht, die ihre Fehler verleugnen, sich immer mehr verstricken und über kurz oder lang doch untergehen. Da dies auch Anton Galba geschehen wird, möchte ich ihn auf diesem Weg nicht begleiten.

Was mir aber gefallen hat, war der ausgefallene Schreibstil des Autors. Er spring in den Perspektiven umher und man muss schon genau lesen, in wessen Gedanken man sich gerade befindet. Seine Worte fesseln und überraschen aber. Es macht Spaß, seinen Formulierungen zu folgen. Leider hat der Text auch Längen, wie zum Beispiel die Erklärung der Redewendung: "Das rentiert sich." Diese Passage fand ich völlig überflüssig, nichtssagend und überzogen lang. Aber ohne diese Ausrutscher könnte Christian Mähr mich begeistern.

Wäre das Thema des Buches ein anderes, würde ich es lesen.